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Erwachsen werden im Glauben

 

Erwachsen werden im Glauben. Katechese im Leben der Kirche - Zusammenfassung und freie Übersetzung des Dokumentes "Volwassen werden in geloof" der belgischen Bischöfe (September 2006)

mehr: Erwachsen werden im Glauben

Einführung in das christliche Leben und lebenslange Katechese

 

aus dem Schlussdokument der Lateinamerikanischen Bischöfe, Aparecida 2007, Stimmen der Weltkirche Nr. 63

 

 

mehr: Einführung in das christliche Leben und lebenslange Katechese

Dokument: Educare alla vita buona del Vangelo. Orientamenti pastorali dell'Episcopato italiano per il decennio 2012 - 2020

Dokument: Educare alla vita buona del Vangelo. Orientamenti pastorali dell'Episcopato italiano per il decennio 2012 - 2020

Dieses Dokument fasst idealtypisch zusammen, was in verschiedenen offiziellen Texten - insbesondere der italienischen Bischofskonferenz - zu lesen ist. Nur bezieht sich der Fokus auf die "erzieherische" Aufgabe der Kirche.
Diese besteht darin, dass Menschen - ganzheitlich - Wege zu ihrem Heil finden und zugleich als mündige und verantwortungsvolle Bürger/innen die Gesellschaft mit-gestalten.


 

mehr: Dokument: Educare alla vita buona del Vangelo. Orientamenti pastorali dell'Episcopato italiano per il decennio 2012 - 2020

Was kirchenrechtlich zu beachten ist

Beitrag von Reinhild Ahlers

 

(in: Matthias Ball, Franz-Peter Tebartz-Van Elst, Artur Waibel, Ernst Werner, Erwachsene auf dem Weg zur Taufe. Werkbuch Erwachsenenkatechumenat, Kösel 1997 – Die Wiedergabe des Artikels auf dieser Website erfolgt mit freundlicher Erlaubnis der Autorin.)

 


 

Anmerkung

 

 

In besonderen Fällen gibt es von diesem Artikel abweichende Regelungen in österreichischen Diözesen, insbesondere bezüglich Asylwerbern, Personen aus Regionen, in denen Christen verfolgt werden und mglw. auch bei spezifischen Einzelfällen. Immer ist mit dem Ordinariat Rücksprache zu halten; die diözesanen Verantwortlichen für den Katechumenat werden gern behilflich sein.

 

Inhalt

  1. Vergewisserung über das Ungetauftsein
  2. Beantragung einer Erwachsenentaufe
  3. Prüfung der Ehesituation
  4. Rechtsstellung des Katechumenen
  5. Die Spendung der Initiationssakramente
  6. Eintragung und Meldung der Taufe

864 CIC bestimmt: „Fähig zum Empfang der Taufe ist jeder und nur der Mensch, der noch nicht getauft ist.“ Bevor daher einem Erwachsenen die Taufe gespendet werden kann, muss sicher feststehen, dass noch keine gültige Taufe gespendet wurde.

 

Vergewisserung über das Ungetauftsein

 

In vielen Fällen wissen erwachsene Taufbewerber von ihren Eltern oder sonstigen Familienangehörigen, dass sie nicht getauft wurden. Sollten dennoch Zweifel bestehen bleiben, können die Pfarr- bzw. Gemeindeämter der römisch-katholischen, evtl. auch der evangelischen Kirche der bisherigen Wohnsitze des Taufbewerbers angefragt werden. Wenn dort keine Taufe registriert ist, kann davon ausgegangen werden, dass die betreffende Person tatsächlich ungetauft ist.

 

Schwieriger ist die Frage bei Aussiedlerinnen und Aussiedlern, vornehmlich aus Russland und Rumänien. Dort konnte früher bisweilen kein Priester angegangen werden; dennoch wurden Kinder oftmals von der Großmutter oder einem sonstigen Familienmitglied (not)getauft, ohne dass diese Taufe in einem Kirchenbuch registriert worden wäre. In diesen Fällen ist gewissenhaft zu prüfen, ob eine solche (Not-)Taufe gespendet wurde oder nicht, indem man Familienangehörige oder Bekannte befragt, die von einer evtl. gespendeten Taufe wissen könnten bzw. müssten. Wenn Zweifel darüber bestehen, ob eine Taufe gespendet wurde oder ob sie gültig gespendet wurde und diese Zweifel trotz eingehender Nachforschungen nicht ausgeräumt werden können, ist die Taufe bedingungsweise zu spenden (c. 869 § 1 CIC). Vorher muss jedoch das Generalvikariat / Ordinariat angegangen werden. Stellt sich dagegen heraus, dass die betreffende Person notgetauft wurde, können nunmehr die Zeremonien nachgeholt werden. Es handelt sich dabei aber nicht um eine neuerliche Taufe.

 

Wenn der Taufbewerber jemals einer nichtkatholischen Kirche oder kirchlichen Gemeinschaft angehört hat, ist zu prüfen, ob in dieser Kirche oder kirchlichen Gemeinschaft die Taufe gültig gespendet wird. Bei den folgenden nichtkatholischen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften kann von einer gültigen Taufspendung ausgegangen werden: orthodoxe, altkatholische, evangelisch-lutherische und reformierte Kirchen, evangelische Gliedkirchen der Union, anglikanische Kirchen sowie Mennoniten, Herrnhuter Gemeinde, Siebenten-Tags-Adventisten, Baptisten und (neu)apostolische Gemeinden. Die Mormonen, die Zeugen Jehovas, die Quäker, die Mitglieder der christlichen Wissenschaft und die Jugendsektenspenden spenden dagegen keine gültige Taufe. Wenn jemand in einer Kirche oder kirchlichen Gemeinschaft getauft wurde, in der die Taufe im Allgemeinen gültig gespendet wird, ist er bei der Aufnahme in die katholische Kirche nicht erneut zu taufen, es sei denn, in einem Einzelfall entstehen Zweifel an der Gültigkeit der Taufe, weil etwa der Taufspender die vorgeschriebene Form nicht eingehalten haben könnte (c. 869 § 2 CIC). In diesem Fall ist ebenfalls eine bedingte Taufspendung angeraten, wobei auch hier das Generalvikariat / Ordinariat angegangen werden muss.

 

Beantragung einer Erwachsenentaufe

 

Nach kanonischem Recht ist eine Taufe dann eine Erwachsenentaufe, wenn der Taufbewerber das 7. Lebensjahr vollendet hat (c. 852 § 1 in Verbindung mit c 97. § 2 CIC). Eine Erwachsenentaufe „ist dem Diözesanbischof anzutragen, damit sie von ihm persönlich gespendet wird, wenn er dies für angebracht hält“ (c. 863 CIC). Die Beantragungsgrenze kann jedoch gem. c. 863 CIC auf das vollendete 14. Lebensjahr angehoben werden, was die deutschen Bischöfe getan haben.

 

Das bedeutet, dass in der Republik Deutschland die Taufe solcher Taufbewerber beantragt werden muss, die das 14. Lebensjahr vollendet haben. In einigen (Erz-)Bistümern gibt es für die Beantragung von Erwachsenentaufen Formulare, in denen die erforderlichen Daten erfragt werden. Wo solche Formulare nicht benutzt werden, sollte der (formlose) Antrag folgende Daten über den Taufbewerber beinhalten: Angaben zur Person des Täuflings: Name, ggf. Geburtsname, Vornamen, Familienstand, Geburtstag und -ort, Adresse und Pfarrei; ggf. Angaben zum Ehepartner, zur Ehepartnerin: Name, Vorname, Taufkonfession und derzeitige Konfession; Motive der Erwachsenentaufe und Angaben über geführte Glaubensgespräche (Katechumenat); ggf. Angaben zur kirchlichen Trauung, ggf. Datum und Ort der kirchlichen Trauung, ggf. Datum und Aktenzeichen der Formdispens bzw. der Sanatio.

 

Die Taufspendung darf erst erfolgen, wenn die Erlaubnis zur Erwachsenentaufe durch den Diözesanbischof bzw. das Generalvikariat / Ordinariat erteilt wurde.

 

Prüfung der Ehesituation

 

Von einem erwachsenen Taufbewerber wird nicht nur verlangt, dass er seinen Glauben bekundet, sondern auch, dass er seine Lebensführung nach den Grundsätzen der katholischen Kirche ausrichtet. Zu offenkundigen Konfliktsituationen kann es deshalb insbesondere dann kommen, wenn der Taufbewerber in einer kirchlich ungültigen Ehe lebt. Dabei sind verschiedene Fallkonstellationen und verschiedene Möglichkeiten des Umgangs damit denkbar.

 

Der Taufbewerber ist mit einem katholischen Partner zivilrechtlich verheiratet; beide waren vor ihrer Heirat ledig.

 

In diesem Fall kann die Ehe kirchlich gültig gemacht werden, und zwar am besten durch eine kirchliche Trauung. Wenn dies nicht erreichbar ist, etwa weil der Ehepartner abständig ist und – obwohl er keine Vorbehalte gegen die Gültigmachung der Ehe hat – die kirchliche Eheschließungsform anlehnt, kann auf die Möglichkeit der Sanatio in radice zurückgegriffen werden.

 

Der Taufbewerber ist mit einem ausgetretenen katholischen, einem nichtkatholisch getauften oder einem ungetauften Partner zivilrechtlich verheiratet; beide waren vor ihrer Heirat ledig.

 

In diesem Fall ist von der Gültigkeit der Ehe auszugehen, weil beide Partner nicht an die katholische Eheschließungsform gebunden waren und in der zivilen Form gültig heirateten. Wenn der Ehepartner des Taufbewerbers getauft ist, wird diese Ehe durch die jetzt anstehende Taufe auch sakramental. Eine kirchliche Eheschließung ist nicht möglich, auch wenn das Paar sich gar nicht kirchlich verheiratet fühlt. Es kann dem Paar jedoch ein Segen gespendet werden, wie das etwa auch aus Anlass von Ehejubiläen üblich ist.

 

Der Taufbewerber ist mit einem geschiedenen katholischen Partner zivilrechtlich verheiratet.

 

In diesem Fall ist die Gültigkeit der Vorehe zu prüfen.

 

aa)

Wenn die Vorehe nicht in der kanonischen Eheschließungsform geschlossen und keine Dispens davon erteilt wurde, ist sie wegen Formmangels ungültig. Vor einer kirchlichen Eheschließung / Sanierung der Ehe des Taufbewerbers muss der „Antrag auf Feststellung der Nichtigkeit einer Ehe wegen Formmangels“ ausgefüllt und mit dem Ehevorbereitungsprotokoll bzw. dem Antrag auf Sanatio in radice dem Generalvikariat / Ordinariat eingereicht werden.

 

bb)

Wenn die Vorehe in der kanonischen Eheschließungsform geschlossen oder eine Dispens davon erteilt wurde, ist von ihrer Gültigkeit zunächst auszugehen. Es kann jedoch in einem Ehenichtigkeitsverfahren beim Ordinariat geprüft werden, ob die Ehe wegen eines Ehewillensmangels ungültig ist. Es kann auch geprüft werden, ob die Vorehe aufgelöst werden kann, weil sie nicht vollzogen worden ist oder weil sie – aufgrund der fehlenden Taufe des früheren Partners – nicht sakramental war. Die Prüfung dieser Sachverhalte obliegt in einigen (Erz-)Bistümern dem Offizialat, in einigen dem Generalvikariat / Ordinariat. Wenn die Vorehe durch zwei Instanzen für nichtig erklärt wurde, ist eine kirchliche Trauung des Taufbewerbers oder eine Sanatio in radice seiner Ehe durch den Bischof möglich. Wenn die Vorehe aufgelöst wurde, ist dem Taufbewerber und einem Partner eine kirchliche Trauung anzuraten; eine ausnahmsweise durchzuführende Sanatio in radice wäre in diesem Fall nur durch den Apostolischen Stuhl möglich (c. 1165 § 2 CIC).

 

Der Taufbewerber ist mit einem geschiedenen ausgetretenen katholischen, nichtkatholischen oder ungetauften Partner zivilrechtlich verheiratet.

 

Auch in diesem Fall ist die Gültigkeit der Vorehe zu prüfen. Dazu muss nach der Konfession des anderen Partners der Vorehe gefragt werden. Wenn dieser katholisch war, gilt das unter c) Gesagte entsprechend. Wenn er nichtkatholisch war, ist die Ehe formal gültig; es kann aber geprüft werden, ob sie aufgrund eines Ehewillensmangels nichtig ist. Wenn der frühere Partner ungetauft war, kann auch die Auflösung der Ehe aufgrund des Glaubensprivilegs beantragt werden.

 

Der Taufbewerber ist selbst geschieden und zivilrechtlich wiederverheiratet.

 

War der frühere Partner katholisch und die Ehe ist nur zivil und ohne Dispens von der Eheschließungsform geschlossen worden, ist sie ungültig und steht der Gültigmachung der jetzigen Ehe nicht entgegen. Ist die Vorehe mit einem katholischen Partner jedoch kirchlich bzw. mit Dispens von der Eheschließungsform oder mit einem Nichtkatholiken geschlossen worden, ist sie gültig, aber nicht sakramental, und kann deshalb nach dem Paulinischen oder Petrinischen Privileg aufgelöst werden.

 

Lebt der Taufbewerber in einer kirchlich ungültigen Ehe, die nicht geordnet werden kann, sind hinsichtlich der gewünschten Taufe die Anweisungen des Generalvikariats / Ordinariats einzuholen und zu beachten.

 

Rechtsstellung des Katechumenen

 

Wenn ein Taufbewerber durch die Feier der Aufnahme in den Katechumenat aufgenommen worden ist, ist er noch nicht Glied der Kirche. Erst und nur durch die Taufe wird der Mensch in die Kirche eingegliedert und wird in ihr zur Person mit Rechten und Pflichten (c. 96 CIC). Einen Text des 2. Vatikanischen Konzils aufgreifend (LG 14) heißt es jedoch in c. 206 § 1 CIC: „Auf besondere Weise mit der Kirche verbunden sind die Katechumenen, jene nämlich, die, vom Heiligen Geist geleitet, mit erklärtem Willen um Aufnahme in sie bitten; durch dieses Begehren wie auch durch ihr Leben des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe werden sie mit der Kirche verbunden, die sie schon als die ihren umsorgt“. Und § 2 schließt an: „Den Katechumenen widmet die Kirche ihre besondere Sorge; während sie diese zu einer dem Evangelium gemäßen Lebensführung einlädt und in die Feier der heiligen Riten einführt, gewährt sie ihnen schon verschiedene Vorrechte, die den Christen eigen sind.“ Der CIC selbst nennt zwei solcher Vorrechte. Die Katechumenen können Empfänger von Segnungen sein (c. 1170 CIC), und sie haben gemäß c. 1183 § 1 CIC das Recht auf ein kirchliches Begräbnis.

 

Die Spendung der Initiationssakramente

 

Wenn der Priester die bischöfliche Genehmigung zur Aufnahme der Kandidatin, des Kandidaten in die katholische Kirche bekommen hat, kann er die Taufe gemäß den liturgischen Vorschriften spenden. Auch der erwachsene Täufling sollte – wenn es möglich ist – einen (oder zwei) Paten haben, der sich für ihn gegenüber der Kirche verbürgt und ihm bei der Eingliederung in die Kirche beistehen soll. Der Priester, der die Taufe spendet, hat von Rechts wegen auch die Firmvollmacht, d.h. der Taufbewerber wird unmittelbar nach der Taufe auch gültig und erlaubt gefirmt. Dies muss in aller Regel auch geschehen (c. 866 CIC). Wird die Firmung aus einem schwerwiegenden Grund einmal nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit der Taufe gespendet, erlischt die Firmvollmacht des Priesters, so dass bei einer später vorgesehenen Firmspendung der Bischof angegangen werden muss. Wenn bei einer Tauffeier, bei der mehrere Taufbewerber getauft werden sollen, auch eine Person mitfeiert, die zu einem früheren Zeitpunkt notgetauft wurde und für die nun die Zeremonien nachgeholt werden, hat der Priester für diese Person ebenfalls keine Firmvollmacht.

 

Im Rahmen der Tauffeier wird die oder der Neugetaufte in aller Regel die Eucharistie mitfeiern und das erste Mal die Kommunion empfangen (c. 866 CIC).

 

Eintragung und Meldung der Taufe

 

Die gespendete Taufe muss mit laufender Nummer in das Taufbuch der Pfarrei eingetragen werden, in der sie gespendet wurde. Diese Eintragung ist der Ersteintrag, dem später alle weiteren kirchlichen Personenstandsdaten zugefügt werden, d.h. Firmung, Eheschließung, Diakonats- und Priesterweihe, Gelübde, Rituswechsel, Kirchenaustritt, Wiederaufnahme, Nichtigerklärung / Auflösung der Ehe, kirchliche Todeserklärung. Nur die Pfarrei, die die Taufe mit laufender Nummer im Taufbuch eingetragen hat, ist berechtigt, einen Taufschein auszustellen. Wenn Taufpfarrei und Wohnsitzpfarrei des Neugetauften nicht identisch sind, muss die Taufe der Wohnsitzpfarrei gemeldet werden, wo sie ohne laufende Nummer ins Taufbuch eingetragen wird.

 

Die Taufe muss außerdem an folgende Stellen gemeldet werden: an das Generalvikariat / Ordinariat, an das Einwohnermeldeamt und bei verheirateten an das Standesamt. Der Neugetaufte selbst muss für die Änderung seiner Lohnsteuerkarte bzw. für seine Veranlagung zur Kirchensteuer Sorge tragen. Dazu benötigt er eine kirchliche Bescheinigung, dass er nunmehr der katholischen Kirche angehört. Für die Meldung der Taufe gibt es in einigen (Erz-)Bistümern Durchschreibeformulare. Zuständig für die Meldung ist in der Regel das Wohnsitzpfarramt der oder des Neugetauften.

 

 

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Ein ausführliches Gutachten über die Entwicklung kirchenrechtlich relevanter Entwicklungen wurde von Prof. Wilhelm Rees erstellt. Dieser Text kann im Österreichischen Pastoralinstitut angefordert werden, um an die anzugebende Adresse übermittelt zu werden.

mehr: Was kirchenrechtlich zu beachten ist

Elementare Glaubensinhalte im Katechumenat

Reflexionen von Stefan Schlager

 

Inhalt

  1. Plädoyer für einen „kleinen“ Glauben
  2. Mit der „Frische des Evangeliums“
  3. Das Seichte meiden
  4. Von der Weite und Tiefe Gottes kosten
  5. Eine Wahrheit, die zu denken, zu tun, zu hoffen, zu leben gibt
  6. Was Christsein ausmacht: Jesus Christus
  7. Biblische Inspirationsquellen
  8. Inspiriert leben - Was die Nähe Gottes und des Auferstandenen bewirken kann
  9. Hilfreich für die praktische Durchführung des Katechumenats: Drei Säulen
  10. Worauf unbedingt zu achten ist: Merkmale christlicher Verkündigung

 


 

 

Die Offenbarung des Gottesnamens im brennenden Dornbusch

Gott, der Freund des Lebens – als „Leit-Melodie“ des christlichen Glaubens

Gott, der Befreier – und ein Glaube, der sich im Einsatz für Humanität bewährt

In den Spuren von Jesus von Nazaret: neues Sehen, neues Handeln, neues Daseinsgefühl

Im Zentrum: ein Gekreuzigter

Der Auferstandene – und unser „Aufstand“ für das Leben

Inspiriert leben – Was die Nähe Gottes und des Auferstandenen bewirken kann

Die (Initiations-)Sakramente: Tankstellen und Kraftwerke

Wie Glaube am Leben bleibt und am Leben hält: das Vaterunser

Du bist eingeladen: der Weg durch das Kirchenjahr

 

Die Begleitung Erwachsener auf ihrem Weg zum Christ-Werden ist längst kein Sonderfall oder keine exotische Ausnahme mehr in der kirchlichen Arbeit, sondern eine Aufgabe, der sich viele Pfarren – sowohl auf dem Land wie auch in der Stadt – seit Jahren stellen. Eine Frage, die dabei erfahrungsgemäß immer wieder von jenen Personen aufgeworfen wird, die Katechumenen in den Glauben einführen, ist: Welche Inhalte sollen behandelt werden? Was muss alles „abgedeckt“ sein, damit die Taufe gespendet werden kann? Wieviel müssen die TaufkandidatInnen eigentlich wissen, um zu den Sakramenten zugelassen zu werden?

 

Plädoyer für einen „kleinen“ Glauben

 

Vielleicht hilft bei der Auseinandersetzung mit diesen Fragen ein Blick in das Neue Testament, genauer hin ein Blick auf jene Stelle, wo Jesus von der Größe des Glaubens spricht bzw. von dessen Kleinheit: „Wenn euer Glauben auch nur so groß wäre wie ein Senfkorn …“ (Lk 17,5-7).

 

In dem Buch „Nachtgedanken eines Beichtvaters. Glaube in Zeiten der Ungewissheit“ nimmt der tschechische Priester und Psychotherapeut Tomáš Halík bei seinem Plädoyer für eine „kleinen“ Glauben auf diese Stelle Bezug. Er ermutigt, sich vom Ballast eines zu groß gewordenen Glaubens zu trennen. Denn Tiefe und Lebensnähe, Lebendigkeit und echte Inspiration können durch „zu viel“ Glauben allzu schnell verstellt werden.

 

„Möglicherweise ist auch unser Glaube durch vieles überhäuft worden …: von unseren persönlichen Vorstellungen, Projektionen und Wunschvorstellungen …, sodann von allzu menschlichen Erwartungen, auch durch unsere Definitionen und Theorien, durch die Welt unserer Märchen und Mythen und schließlich durch ‚billige Glaubensvorstellungen‘. Es kann ja sein, dass wir immer noch nicht genug davon haben und noch eins drauflegen wollen: Gib uns doch ein Mehr an Glauben, mehr Sicherheit und Absicherung gegen die Kompliziertheiten des Lebens! Doch Christus sagt: ‚Habt den Glauben Gottes!‘ Nicht diesen ‚menschlichen‘ …“. (S. 41)

 

Mit der „Frische des Evangeliums“

 

Dieser kleine Glaube darf nicht mit „Leichtgläubigkeit“ oder Oberflächlichkeit verwechselt werden. Denn Menschen wenden sich früher oder später vom Glauben ab, wenn sie das Christentum bloß infantilisierend in trivialer oder simpler Form erleben. Wenn man den Eindruck bekommt, ohnehin schon alles zu wissen bzw. zu kennen und nicht mehr herausgefordert bzw. überrascht wird, fehlt etwas.

 

Papst Franziskus fordert in seinem Apostolischen Schreiben „Evangelii gaudium“ in diesem Sinn auf, „langweilige Schablonen (zu) durchbrechen, in denen wir uns anmaßen, ihn (Jesus) gefangen zu halten“. Franziskus macht Mut, sich dementsprechend von Gottes Wort inspirieren zu lassen. „Jedes Mal, wenn wir versuchen, zur Quelle zurückzukehren und die ursprüngliche Frische des Evangeliums wiederzugewinnen, tauchen neue Wege, kreative Methoden, andere Ausdrucksformen, aussagekräftigere Zeichen und Worte reich an neuer Bedeutung für die Welt von heute auf.“ (Abs.11)

 

Das Seichte meiden

 

Glauben erfordert Mut! Treffend formuliert Tomáš Halík: „Wer den lebendigen Gott suchen will und Christus wahrlich nachzufolgen gedenkt, muss den Mut aufbringen, über der Tiefe zu schwimmen und nicht im seichten Gewässer. Gott ist nämlich die Tiefe, und im Seichten gibt’s gar nichts.“(S. 88) Wer in den Glauben eingeführt wird, wird also in die „Welt der Tiefe“ eingeführt. Das geht aber nur dann, wenn man den GlaubensvermittlerInnen selbst etwas von dieser Tiefe bzw. diesem Tiefgang (Jesu) ansehen kann.

 

Und Paul Tillich betont:

 

„Das meiste in unserem Leben bewegt sich auf der Oberfläche. Wir sind von Routine umgeben, die in unserem Alltag, bei der Arbeit, beim Vergnügen, im Beruf und in der Entspannung herrscht. .... Wir werden mehr getrieben, als dass wir treiben … Gehetzt und gejagt, verletzen wir unsere Seele durch die Hast mit der wir uns auf der Oberfläche bewegen … Deshalb verfehlen wir unsere Tiefe und unser wahres Leben. Jene Tiefe ist es, die mit dem Wort Gott gemeint ist. Und wenn das Wort (Gott) für euch nicht viel Bedeutung besitzt, so übersetzt es und sprecht von der Tiefe in eurem Leben, … von dem, was euch unbedingt angeht, von dem, was ihr ohne irgendeinen Vorbehalt ernst nehmt. Wenn ihr das tut, werdet ihr vielleicht einiges, was ihr über Gott gelernt habt, vergessen müssen … Denn wenn ihr erkannt habt, dass Gott Tiefe bedeutet, so wisst ihr viel von ihm. … Wer um die Tiefe des Lebens weiß, der weiß auch um Gott“.

(Paul Tillich, In der Tiefe ist Wahrheit, 1952).

 

Von der Weite und Tiefe Gottes kosten

 

Dementsprechend geht es beim Kennen-Lernen und Einüben des Glaubens nicht primär um das Erlernen eines Gegenstandes oder irgendwelcher Sätze. Solange christliche Verkündigung nicht ernst nimmt, dass Gott selbst die Tiefe jeglicher Wirklichkeit ist, besteht die Gefahr, anstelle einer Sinneröffnung für die Tiefe nur im (oberflächlichen) Wiederholen von Sätzen zu bleiben, ohne aber von der Weite und Tiefe Gottes und eines davon inspirierten Lebens selbst „gekostet“ zu haben. Glaubensvermittlung kann daher gar nicht anderes heißen als zu einer Spurensuche einzuladen: in den Spuren Jesu – und in den Spuren der Menschen des Alten wie des Neuen Testaments – einen Zugang zu jener Weite und Tiefe zu finden, die mit dem Glauben, dem Vertrauen, der Offenheit gegenüber Gott einher geht.

 

Eine Wahrheit, die zu denken, zu tun, zu hoffen und zu leben gibt

 

Wie solch ein weites und tiefes Leben aus der Inspiration des Glaubens aussehen kann, zeigen die Seligpreisungen der Bergpredigt besonders gut. Glücklich dürfen sich hier diejenigen schätzen, denen durch die Begegnung mit Jesus – bzw. durch das Unterwegssein in seinen Spuren – eine neue Sicht auf sich selbst und auf die Welt eröffnet wird. Die acht Seligpreisungen bringen Menschen mit Gottes befreiendem und beglückendem Geist in Berührung. Und wer einmal von dieser Weite Gottes, von seiner Leidenschaft für die Menschen „infiziert“ wurde, von seiner Feinfühligkeit für die Trauernden, von seiner Gerechtigkeit für die Zu-kurz-Gekommenen, von seinem Inter-esse für die Armen, von seinem Mut zur Sanftheit, der handelt auch anders. Diese Person riskiert dann selbst – bereichert und göttlich beschenkt –, wovon sie „gekostet“ hat. Auf diese Weise gelangt er von der Oberfläche in die Tiefe, von der Enge in die Weite, von der Gleichgültigkeit ins Tun. Die Wahrheit, in der es im Christentum geht, ist daher eine „Wahrheit, mit der und in der Menschen leben können, … die zu denken, zu tun, zu hoffen und zu leben gibt“ (Jürgen Werbick).

 

Was Christsein ausmacht: Jesus Christus

 

In diesem Sinn schreibt Papst Benedikt XVI. in seiner Enzyklika „Deus caritas est“: „Am Anfang des Christseins steht nicht ein ethischer Entschluss oder eine große Idee, sondern die Begegnung mit einem Ereignis, mit einer Person, die unserem Leben einen neuen Horizont und damit seine entscheidende Richtung gibt.“

 

Genau das macht die Taufe mit ihren Zeichenhandlungen deutlich. Sie „ver-dichtet“ mit ihren Symbolen all das, was ein Leben in den Spuren Jesu wesentlich ausmacht. So verweisen etwa das ursprüngliche Eintauchen ins Wasser und das Anziehen des weißen Kleides auf das Eintauchen bzw. Hineinschlüpfen in den Lebenszugang, die Praxis und die Spiritualität Jesu. Treffend hat Günther Bornkamm geschrieben: „Taufe ist Zu-Eignung des neuen Lebens und das neue Leben ist An-Eignung der Taufe.“

 

Biblische Inspirationsquellen

 

Zusammenfassend: Ziel einer Einführung in den Glauben ist, jenen Erfahrungen mit Gottes Nähe nachzuspüren, wie sie uns in Jesus und den Menschen aus der Bibel begegnen, und auf diese Weise zu einem eigenen Vertrauen in das befreiende, heilende, herausfordernde, uns verwandelnde „Ich-bin-da“ des „Ich-bin-da“ (Jahwe) zu kommen. Wichtige Etappen – und Inspirationsquellen – auf diesem Weg des Kennenlernens könnten entlang der trinitarischen Taufformel bzw. der Themenschwerpunkte „Gott“ – „Jesus Christus“ – „Heiliger Geist und geistvolles Leben“ folgende biblische Erzählungen bzw. Glaubensinhalte sein:

Die Offenbarung des Gottesnamens im brennenden Dornbusch

 

Dies ist ein Ur-Motiv für die Gotteserfahrungen Israels – und Grund unseres Vertrauens, ebenfalls auf Gott zu setzen: Gott zeigt mit seinem Namen, wer und wie er ist: JHWH = Ich bin für euch da in meinem Handeln; ich bin der, der wirksam ist für euch (zuverlässig, unbegrenzt, unverfügbar). In der Geschichte vom brennenden Dornbusch verdichten sich diese Erfahrungen in einem wunderbaren Bild: Gott verspricht, da zu sein – vor allem in Zeiten, die dornig sind und wo’s brennt. Wir dürfen auf ihn vertrauen, selbst im Tod.

 

Gott, der Freund des Lebens – als „Leit-Melodie“ des christlichen Glaubens

 

Entlang der sieben alttestamentlichen Lesungen der Osternacht kann gut gezeigt werden, wie sehr die Menschen über Jahrhunderte und in den verschiedensten Situationen Gott als einen Liebhaber und Freund des Lebens erfahren haben, durch alle Krisen und Konflikte, Missverständnisse und Umwege hindurch. Sein „Ich-bin-da“ – so die Erfahrungen in der Bibel – nimmt Angst und richtet auf, wandelt und weitet den Horizont. Diesen lebens- und menschenfreundlich Gott machte auf besondere Art Jesus „transparent“. Im Titusbrief heißt es daher mit Blick auf Jesus: „Erschienen ist die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes“ (Tit 3,4). Es verwundert daher nicht, dass gerade in der „Nacht der Nächte“ Gott als Freund des Lebens auf siebenfache Weise in „Erinnerung“ gerufen bzw. präsent gemacht wird.

 

Dementsprechend ist in der ersten Lesung der Osternacht aus Gen 1,1-2,2 zu hören, wie Gott das Leben erschafft. Alles, was er erschaffen hat, ist in seinen Augen sehr gut: Gott ein Freund des Lebens, von Anfang an! Diese Lebensfreund-lichkeit Gottes kommt auch im zweiten Text zum Ausdruck. Die Erzählung von der Opferung Isaaks (Gen 22,1-18) darf dabei als klares Statement gegen jedes Menschenopfer gelesen werden. Oder anders ausgedrückt: Gott verlangt von uns nicht, dass wir ihm unser Wertvollstes opfern. Wir müssen für Gott nicht durchs Feuer gehen. Er verlangt von uns keine lebensfeindlichen (Auf-)Opferungen. Vielmehr geht Gott für uns durchs Feuer, damit wir leben können! Das zeigt die dritte Lesung (Ex 14,15-15,1) sehr deutlich. Gott rettet sein Volk aus der tödlichen Bedrohung und führt es aus der Versklavung in die Freiheit. Zudem dürfen wir wie das Volk Israel darauf vertrauen, dass uns dieser lebensspendende Gott niemals verlässt. Und von ihm, dem Freund des Lebens, geht auch keine Bedrohung aus (Jes 54,5-14). Das garantiert uns Gott höchstpersönlich: „So wie ich damals schwor, dass die Flut Noachs die Erde nie mehr überschwem-men wird, so schwöre ich jetzt, dir nie mehr zu zürnen und dich nie mehr zu schelten. Auch wenn die Berge von ihrem Platz weichen und die Hügel zu wanken beginnen – meine Huld wird nie von dir weichen und der Bund meines Friedens nicht wanken, spricht der Herr, der Erbarmen hat mit dir.“ (Jes 54,9f) Im fünften Text (Jes 55,1-11) hören wir, wie uns Gott zu sich einlädt, um unser Leben zu bereichern: „Neigt euer Ohr mir zu und kommt zu mir, hört, dann werdet ihr leben.“ (Jes 55,3) Auch die sechste Lesung (Bar 3,9-15.32-4,4) hat den Weg zur Weisheit bzw. den Weg zum Lebensglück zum Thema: „Nun lerne, wo die Einsicht ist, wo Kraft und wo Klugheit, dann erkennst du zugleich, wo langes Leben und Lebensglück, wo Licht für die Augen und Frieden zu finden sind.“ (Bar 3,14) Und die siebente Lesung (Ez 36,16-17a.18-28) lässt darauf vertrauen, dass Gott unser „Herz aus Stein“ durch ein „Herz aus Fleisch“ ersetzen wird.

Gott, der Befreier – und ein Glaube, der sich im Einsatz für Humanität bewahrheitet:

 

In Exodus 20,2 bzw. Deuteronomium 5,6 begegnet eine weitere Bibelstelle, in der sich Gott den Seinen auf markante und pointierte Weise vorstellt, sich eindeutig und unmissverständlich deklariert – ja gleichsam seine „Visitenkarte“ zeigt: „Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus.“ Dieser Satz ist die Einleitung bzw. „Einstiegsstelle“ zu den Zehn Geboten. Menschen, die an Gott glauben, sollen sich daher – ganz im Sinne Jahwes – für Gerechtigkeit und Freiheit, Menschlichkeit und Lebensentfaltung (insbesondere der Schwächeren!) einsetzen. Deshalb hat der Glaube an den Befreier-Gott nichts mit einem biedermeierlichen Rückzug in „kirchliche Sonderbereiche“ zu tun. Der Glaube an Gott zeigt sich vielmehr im Tun, im Dasein: für Schwache, Ausgegrenzte, Verspottete, Zu-kurz-Gekommene.

 

Wie zentral dieses Verständnis von Glauben ist, sieht man bei Jesus von Nazaret (insbesondere bei der Endzeitrede Matthäus 25). Und so fordert Jesus auf, nicht nur „Herr, Herr“ zu sagen, sondern den Willen Gottes ganz praktisch zu tun. Wer in Gott eintaucht, soll beim Nächsten wieder auftauchen: mit offenen Händen, mit einem offenen Herzen, mit Respekt, Feingefühl und Empathie.

 

Oder wie es Papst Franziskus in seinem Schreiben „Evangelii gaudium“ ausdrückt: „Der Vorschlag lautet, auf einer höheren Ebene zu leben, jedoch nicht weniger intensiv: ‚Das Leben wird reicher, wenn man es hingibt; es verkümmert, wenn man sich isoliert und es sich bequem macht. In der Tat, die größte Freude am Leben erfahren jene, die sich nicht um jeden Preis absichern, sondern sich vielmehr leidenschaftlich dazu gesandt wissen, anderen Leben zu geben.‘“ (10)

 
In den Spuren des Jesus von Nazaret: neues Sehen, neues Handeln, neues Daseinsgefühl

 

Im Zentrum des Christentums steht Jesus, der Christus, und seine Botschaft vom Reich Gottes. Unter Reich-Gottes ist das wohlwollende Wirken Gottes zu verstehen. Jesus verkündete, wie Gottes beglückendes „Ich-bin-da“ immer mehr zum Durchbruch kommt. Daher stellt er alles in den Dienst dieser befreienden Herrschaft Jahwes.

 

Papst Franziskus formuliert dies in „Evangelii gaudium“ (Absatz 180) pointiert: „Das Angebot ist das Reich Gottes (vgl. Lk 4,43); es geht darum, Gott zu lieben, der in der Welt herrscht. In dem Maß, in dem er unter uns herrschen kann, wird das Gesellschaftsleben für alle ein Raum der Brüderlichkeit, der Gerechtigkeit, des Friedens und der Würde sein. … Euch aber muss es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben‘ (Mt 6,33).“ Doch für diese befreiende, inspirierende, mobilisierende und alles verwandelnde Herrschaft Gottes braucht es einen Blick, eine sensible Wahrnehmung.

 

Anfänger im Glauben (und nicht nur sie!) sollen deshalb ihre Augen immer wieder für das befreiende Dasein Gottes „schärfen“ und einen Blick für die so andere – ganz und gar nicht berechnende, sondern befreiend-großzügige – Logik Gottes entwickeln. So fällt bei den Gleichnissen Jesu auf, wie sehr er seine Hörerinnen und Hörer durch den Blick auf Gottes so andere Herrschaft in Bewegung bringt. Er stellt wirkmächtige Sehgewohnheiten, folgenreiche Alltagslogiken („wie du mir, so ich dir“) und gängige Handlungsmuster auf den Kopf (etwa im Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg). Wer seinen Blick auf die Welt, auf die Mitmenschen und sich selbst in diesem Sinn zu verändert und weitet, der ändert auch seine Praxis.

 

Bezeichnend für Jesus war es, dass er Menschen aufgerichtet und gestärkt hat. Christ-Sein spiegelt sich daher in einer Praxis, die aufrichtet und stärkt, die das gegenseitige Kleinmachen und Niederhalten (strukturell und gesellschaftlich) überwindet. Sehr anschaulich wird dies bei der Heilung der gekrümmten Frau oder der Begegnung Jesu mit Zachäus.

 

Als dritte Dimension neben dem Sehen und dem Handeln kommt das „Daseinsgefühl“ ins Spiel. Konkret heißt das: Wer Spuren der heilsamen Herrschaft Gottes in seinem Leben entdeckt, den eigenen Blick und die eigene Praxis sich wandeln und weiten lässt, der entdeckt auch Sinn, Dankbarkeit und Fülle in seinem Leben. Das Gefühl, zu kurz gekommen zu sein und sich nur vom Mangel her zu verstehen kann zugunsten einer Ahnung des Beschenktseins und Beschenktwerdens überwunden werden.

 

Oder mit den Worten Anselm Grüns gesagt: „Jesus hat uns … zuerst gelehrt, unser Leben, die Welt und Gott neu zu sehen. Und aus dieser neuen Sicht, die er uns selbst vorgelebt hat, erwächst dann von selbst auch ein neues Verhalten und ein neues Daseinsgefühl“ (vgl. die Seligpreisungen).


Im Zentrum: ein Gekreuzigter

 

Jesus stößt von Anfang an mit seinen Worten nicht nur auf Zustimmung: Seine eigene Familie verstand ihn lange Zeit nicht. Jünger, die ihm gefolgt waren, verließen ihn. Besonders jene Männer, die damals die religiöse Verantwortung trugen, fühlten sich durch ihn radikal in Frage gestellt. Mit seiner Tempelkritik eskalierte schließlich alles – und der Entschluss, Jesus zu töten, wurde gefasst. Jesus hätte aus Jerusalem leicht fliehen können. Aber er stellte sich dem todbringenden Konflikt, weil all sein bisheriges Wirken und seine tiefste Überzeugung auf dem Spiel standen. Er musste und wollte inmitten der drohenden Gefahr Farbe bekennen und sich deklarieren.

 

Der Tod Jesu zeigt, dass er keinen Millimeter von der Überzeugung abgerückt ist, dass Gott rettend auf die Menschen zukommt, belebend, vergebend, heilend, ermutigend – aber auch herausfordernd und unbequem, wenn es um das Leben-Können der Menschen geht. Hinter dem Tod Jesu steht somit nicht ein zürnender und kleinlich-abrechnender Gott. Im Gegenteil: Jesus lässt sich auf jenen Gott festlegen, „festnageln“, dessen Menschenliebe er Gestalt gegeben hat. Für ihn steht er ein.

 

Für uns Christinnen und Christen ist daher das Kreuz mehr als ein Folterinstrument und Todeswerkzeug. Es ist Ausdruck einer unverbrüchlichen Liebe. Zugleich ist das Kreuz ein sichtbares Zeichen, dass Jesus alles mit uns teilt. Niemand muss im Leid, im Sterben und im Tod alleine sein. Der Gekreuzigte ist auf der Seite derer, die im „Land der Finsternis wohnen“ (Jesaja 9,1). Und wir Christinnen und Christen sollen es ihm gleich tun und ebenfalls auf der Seite der Leidenden stehen – tröstend, aufmerksam, zuverlässig.

 

Der Auferstandene – und unser „Aufstand“ für das Leben

 

Dieser andere Blick auf das Kreuz ist nur deshalb möglich, weil nicht der Tod das letzte Wort gehabt hat. Vielmehr machten die Frauen und Männer um Jesus die Erfahrung, dass Gott stärker ist als alle Verneinungen, Bedrohungen, Einschränkungen und Zerstörungen des Lebens. Waren sie durch den Tod Jesu noch enttäuscht weggerannt bzw. verängstigt zum Schweigen gebracht worden, so kamen sie kurze Zeit später wie verwandelt zurück. Und sie verkündigen nun, dass ihnen – völlig unerwartet – Jesus begegnet ist: als von den Toten Auferweckter, lebend, in neuer Qualität. Gott – der Ich-bin-da – steht also wirklich zu seinem Versprechen. Er ist da: befreiend, belebend, aufrichtend. Die Treue Gottes hält, selbst über den Tod hinaus! Seit der Auferweckung Jesu dürfen deshalb auch wir hoffen, nicht im Tod zu bleiben. Gottes Ja wird jeden von uns umfangen und unser Leben verwandeln.

 

Angeregt durch die Begegnung mit dem Auferweckten, begannen die ersten Christinnen und Christen Jesu Leben und Sterben neu zu deuten und tiefer zu sehen. Sie erkannten, dass Gott mit seiner Liebe ganz in diesem Menschen dasein konnte. Mit Hilfe von Bildern bzw. (Hoheits-)Titeln (wie Sohn Gottes oder Herr) versuchten sie daher auszudrücken, dass sich in dem Mann aus Nazaret Gott auf unüberbietbare Weise „offenbart“, festgelegt, erfahrbar und erkennbar gemacht hat. Von Gott kann daher nie mehr anders als im Zusammenhang mit Jesus geredet werden. Von Ostern her wird klar: In Jesu ganzem Leben, in seinem ganzen Verkündigen, Verhalten und Geschick, hat … Gottes Wort und Wille Fleisch, eine menschliche Gestalt angenommen: Jesus hat in seinem ganzen Reden, Tun und Leiden, hat in seiner ganzen Person Gottes Wort und Willen verkündet, manifestiert, geoffenbart. (H. Küng)

 

Und noch etwas: Der Glaube an den Auferstandenen macht Mut, selbst aufzustehen und einzustehen für mehr Menschlichkeit, für mehr Gerechtigkeit, für mehr Miteinander und Respekt (ganz im Sinne des Gottesreiches). Nicht umsonst findet sich im Wort Auferstandener das Wort Aufstand wieder: Gottes österlicher Aufstand für das Leben und seine Entfaltung.

 

Inspiriert leben - Was die Nähe Gottes und des Auferweckten bewirken kann

 

Gott ist auch uns und unserer Zeit nahe, so wie der Auferstandene. Diese Nähe wird in der Theologie mit dem Begriff „Heiliger Geist“ umschrieben. Wenn Christinnen und Christen vom „drei-einen“ Gott sprechen, meinen sie damit also nicht den Glauben an drei Götter. Mit diesem einzigartigen, aber heute schwer zu verstehenden „Bild“ wollen sie vielmehr die Zuwendung und Nähe Gottes betonen. Quasi übersetzt drückt der Glaube an den drei-einen Gott folgende Gotteserfahrung aus:

  • Gott, der unsichtbare Vater über uns als Ur-Grund von allem;
  • Jesus, die erfahrbare Menschenliebe Gottes mit uns;
  • Heiliger Geist, die liebevolle Nähe des Vaters und des Sohnes bei und in uns.

Was diese göttliche Nähe bewirken kann, wie sie uns weiter und tiefer, menschlicher und reifer macht, zeigen beispielhaft die sieben Gaben des Heiligen Geistes. Ein christliches Leben ist demzufolge ein „geist-volles“ und „geist-reiches“ Leben. In allem was wir tun, was wir sprechen und wie wir uns im Alltag mit seinen vielfältigen Herausforderungen zeigen, soll dieser weite und inspirierende, großherzige und herausfordernde Geist Gottes spürbar und erfahrbar sein.

 

Die (Initiations-)Sakramente: Tankstellen und Kraftwerke

 

Die Sakramente sind besondere „Begegnungsmöglichkeiten“ mit Jesus, dem Auferweckten, und seiner Botschaft vom Reich Gottes. Wie Jesus die Menschen zu seiner Zeit durch den Blick auf Gottes befreiende Herrschaft ermutigt hat, neu zu sehen, neu zu handeln und neu zu fühlen, ermutigt er uns mit Hilfe der Sakramente zu dieser neuen Sicht, zu diesem neuen Handeln und zu diesem neuen Daseinsgefühl.

 

In diesem Sinn fordert die Taufe heraus, die „alten“ (Seh-)Gewohnheiten, Prioritäten oder Zwänge zurückzulassen und den „neuen Menschen“ mit neuer Weite und Tiefe immer mehr in den Blick zu nehmen und zur Geltung kommen zu lassen (vgl. Römer 6,3-11). Dieselbe Botschaft „ver-dichtet“ auch die Chrisamsalbung. Zugleich wird der Christ aber bei all dem vor Überforderung geschützt: das Gewand, in das er hineinschlüpft– der Lebenszugang und die Spiritualität Jesu – werden ihm immer zu groß sein. Wir dürfen gelassen bleiben: niemand wird je das Format Jesu ausfüllen können.

 

Auf dem Weg dieser Entfaltung bzw. Wandlung hin zum neuen Menschen braucht es immer wieder Stärkung, Motivation, ein „Vorkosten von Erlösung“. Aus diesem Grund feiern Christinnen und Christen Eucharistie. In Brot und Wein schenkt sich uns Jesus selbst. Er kommt zu uns: uns aufrichtend, uns ermutigend, uns vorbehaltlos bejahend. So gestärkt und genährt, vermögen wir dann selbst immer mehr zum Brot, zur Nahrung, zur Stärkung für andere zu werden. Neu sehen – neu handeln – neu fühlen: darauf zielen auch die anderen Sakramente (Firmung, Buße, Krankensalbung, Ehe und Priesterweihe). Immer soll etwas vom „Geschmack des Reiches Gottes“, von Gottes befreiendem Da-Sein spürbar sein und das eigene Leben bzw. Handeln davon geprägt, inspiriert und bereichert werden.

Da die Sakramente „Heilszeichen“ sind, gibt Papst in „Evangelii gaudium“ zu bedenken, dass sie als solche ein Zeichen für eine offene Kirche sein müssen. Denn Menschen auf der Suche ertrügen nicht die „Kälte einer verschlossenen Tür“. „Auch die Türen der Sakramente dürften nicht aus irgendeinem beliebigen Grund geschlossen werden“, was besonders für die Taufe gelte. Zudem sei insbesondere die Eucharistie „nicht eine Belohnung für die Vollkommenen, sondern ein großzügiges Heilmittel und eine Nahrung für die Schwachen.“ (47)

 

Wie Glaube am Leben bleibt und am Leben hält: das Vaterunser

 

Gott sucht unsere Gemeinschaft. Dazu lädt er uns ein. Jesus hat das mit seinen Festmahlen immer wieder gezeigt. Eine Gemeinschaft aber gewinnt nur dann an Vitalität und Beständigkeit, wenn die Beziehungspflege nicht zu kurz kommt. Ohne Gebet bliebe daher der eigene Glaube an der Oberfläche – oder würde gar „vertrocknen“.

 

Wovon die Beziehung Jesu zu seinem Gott geprägt war, zeigt besonders schön das Vaterunser. In diesem Gebet nimmt uns Jesus ganz hinein in seine Gottesbeziehung. Der Grundtenor dieses Gebetes ist Vertrauen und Faszination. Deshalb betet und bittet Jesus, dass er jeden Tag Gottes heilende und beglückende Nähe erleben darf (dein Name – „Ich bin da“ – werde geheiligt). Gott soll immer mehr in seinem Denken, Tun und Fühlen ankommen und sich heilvoll auswirken (dein Reich komme, dein Wille geschehe). Jesus vertraut auf Gottes bedingungslose Vergebung, die zugleich ermutigt, selbst zu vergeben (und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern). Und schließlich erfährt er Gott als den, der aus unheilvollen Lebensmustern zu befreien vermag (sondern erlöse uns von dem Bösen).

 

Du bist eingeladen – der Weg durch das Kirchenjahr

 

Die „Anhänger des neuen Weges“ – so wurden sehr früh jene Frauen und Männer genannt, zu denen man später „Christen“ sagte (vgl. Apostelgeschichte 9,2, 18,25 oder 19,9). Christinnen und Christen sind demnach Menschen, die auf dem Weg sind bzw. die sich in Bewegung gesetzt haben oder in Bewegung setzen, um in den Spuren Jesu unterwegs zu sein. Sie wollen sich auf ihrem Lebensweg vom Weg Jesu inspirieren, bereichern und herausfordern lassen. Deshalb braucht es Orte und Zeiten, um immer wieder neu erleben zu können, worin denn das Bereichernde und Weite des „neuen Weges“ besteht. Es braucht Orte und Zeiten der Begegnung mit den Erfahrungen unserer „Vor-Gänger“ auf diesem „neuen Weg“. Vor allem aber braucht es Zeiten zu und Orte, an denen man Jesus selbst begegnen kann, der für die Seinen der Weg zum „Leben in Fülle“ ist (Johannes 10,10). Zu diesen Begegnungen laden in besonderer Weise die Sonntage und Festzeiten des Kirchenjahres ein. Die Katechumenen sollen dementsprechend die wichtigsten Feste bzw. Festzeiten und deren Botschaft kennen-und mitfeiern lernen.

 

Hilfreich für die praktische Durchführung des Katechumenats: Drei Säulen

 

In der Praxis bewährt es sich, dass (bei jedem Treffen mit Katechumenen bzw. am Glauben Interessierten) folgende drei Säulen als tragende Elemente vorkommen:

 

1. Säule: Fragen und Erfahrungen der Katechumenen
2. Säule: Glaubensinhalte bzw. biblische Erfahrungen, lebensnah und erwachsenengemäß vermittelt
3. Säule: Spiritualität – in wachsenden Schritten

 

Die Katechumenen sollen von Anfang an erfahren, dass Glaube und Leben wesentlich miteinander verbunden sind. Ein Glaube, der nicht ein „Leben in Fülle“ (Johannes 10,10) zu erschließen vermag, bleibt hinter der Glaubensverkündigung und dem Glaubensverständnis Jesu zurück. Deshalb gilt es „ganz Ohr“ zu sein für die Lebens-Fragen und Lebens-Erfahrungen der Katechumenen. Diesen Erfahrungen ist entsprechend Raum und die Aufmerksamkeit zu geben (in dem Maße, wie das die Katechumenen wollen).

Genauso unerlässlich ist es, diese Erfahrungen in einen befruchtenden Dialog mit den verschiedenen Glaubenserfahrungen der Bibel zu bringen.

 

Beendet oder eingeleitet wird jedes Treffen mit einer spirituellen Übung bzw. mit einem Gebet (von der aufmerksamen Betrachtung des Tages, über die Einführung ins Kreuzzeichen bis hin zum Vaterunser als Höhepunkt und Verdichtung all des bisher Gesagten und Gehörten). Auf diese Weise erhalten die Katechumenen Einblick in den Reichtum christlicher Spiritualität und die Kraft des Gebetes „vorkosten“.

 

Worauf unbedingt zu achten ist: Merkmale christlicher Verkündigung

 

In „Evangelii gaudium“ fasst Papst Franziskus das, worum es in der Erstverkündigung bzw. in der späteren Katechese gehen soll – und wie eine Verkündigung dementsprechend zu gestalten ist – auf folgende Weise zusammen:

  1. Wir haben von neuem entdeckt, dass auch in der Katechese die Erstverkündigung bzw. das „Kerygma“ eine wesentliche Rolle spielt. Es muss die Mitte der Evangelisierungstätigkeit und jedes Bemühens um kirchliche Erneuerung bilden. Das Kerygma hat trinitarischen Charakter. Es ist das Feuer des Geistes, der sich in der Gestalt von Zungen schenkt und uns an Christus glauben lässt, der uns durch seinen Tod und seine Auferstehung die unendliche Barmherzigkeit des Vaters offenbart und mitteilt. Im Mund des Katechisten erklingt immer wieder die erste Verkündigung: „Jesus Christus liebt dich, er hat sein Leben hingegeben, um dich zu retten, und jetzt ist er jeden Tag lebendig an deiner Seite, um dich zu erleuchten, zu stärken und zu befreien”. Wenn diese Verkündigung die „erste” genannt wird, dann nicht, weil sie am Anfang steht und dann vergessen oder durch andere Inhalte, die sie übertreffen, ersetzt wird. Sie ist die „erste” im qualitativen Sinn, denn sie ist die hauptsächliche Verkündigung, die man immer wieder auf verschiedene Weisen neu hören muss und die man in der einen oder anderen Form im Lauf der Katechese auf allen ihren Etappen und in allen ihren Momenten immer wieder verkünden muss…..
  2. … Die zentrale Stellung des Kerygmas fordert für die Verkündigung Merkmale, die heute überall notwendig sind: Sie muss die erlösende Liebe Gottes zum Ausdruck bringen, die jeder moralischen und religiösen Pflicht vorausgeht, sie darf die Wahrheit nicht aufzwingen und muss an die Freiheit appellieren, sie muss freudig, anspornend und lebendig sein und eine harmonische Gesamtsicht bieten, in der die Predigt nicht auf ein paar Lehren manchmal mehr philosophischen als evangeliumsgemäßen Charakters verkürzt wird. Von dem, der evangelisiert, werden demnach bestimmte Haltungen verlangt, die die Annahme der Verkündigung erleichtern: Nähe, Bereitschaft zum Dialog, Geduld, herzliches Entgegenkommen, das nicht verurteilt.
mehr: Elementare Glaubensinhalte im Katechumenat

Konsequenzen einer Lebensentscheidung

Reflexionen von Friederike Dostal und Walter Krieger

 

Inhalt

 

1) Friederike Dostal: Umkehr

  • Neuorientierung an Jesus Christus
  • Vergebung und Versöhnung
  • Das christliche Menschenbild
  • Begleitung

 

2) Walter Krieger: Das Gehen eines Weges – von der Dynamik des Glaubens

  • Jesus Christus
  • Verstand – Gefühl – Wille
  • Veränderungen – Krisen – Beharrlichkeit
  • Entwicklung – Wachstum – Gnade

 

3) Walter Krieger: Wie finden Katechumenen Beziehungen zur Glaubensgemeinschaft?

  • Erste Begegnungen
  • Auf dem Weg des Katechumenats
  • Kirche: eine größere Gemeinschaft
  • Thema Kirche

4) Friederike Dostal: Zur Integration von Katechumenen und Neugetauften in die Kirche

 


 

Friederike Dostal: Umkehr

 

Neuorientierung an Jesus Christus

 

Die Beziehung zu Jesus Christus und eine angemessene „Nachahmung“ seines Lebensstils ist Grundvoraussetzung für ein Leben als Christ. Das beinhaltet, immer wieder auf ihn zu schauen und sich an ihm zu orientieren, mit anderen Worten: zu ihm umzukehren.

In diesem Sinn kann daher niemand getauft werden, der Grundnormen der christlichen Ethik nicht grundsätzlich bejaht und wenigstens ansatzweise begonnen hat, diese in seine Lebenspraxis zu übernehmen.

 

Grundlegend ist die Annahme Jesu Christi in das eigene Leben als Mittelpunkt des eigenen Menschseins. Es geht dabei um eine Art Herrschaftswechsel vom Tod zum Leben, von eigenen Göttern und verschiedenen religiösen Verbindlichkeiten und Vorstellungen zur Hinordnung auf Leben und Wort des Herrn unter dem Aspekt der persönlichen Wandlung und der Nachfolge, des Zeugnisses für Christus und ein Leben mit der Gemeinschaft der Kirche, in der sich das neutestamentliche Gottesvolk verwirklicht.

 

Die Vorbereitung auf die Taufe muss deshalb zu einer Neuausrichtung des ganzen Menschen führen und ihn zur Umkehr bewegen – im Einklang mit der übrigen inhaltlichen Vorbereitung und den liturgischen Feiern.

 

Ein wesentlicher Schritt dazu ist die Eröffnung eines vertieften Verständnisses der Heiligen Schrift und einer Aufmerksamkeit dafür, was dies für das eigene Leben – und evtl. notwendiger Veränderungen – bedeutet. Ebenso wichtig ist eine Teilnahme an der Sonntagsfeier der Gemeinde, die schon aufgrund ihrer Regelmäßigkeit eine Änderung der bisherigen Lebensgestaltung mit sich bringt.

 

Vergebung und Versöhnung

 

Ein wesentlicher Aspekt ist die Frage, wie groß die Bereitschaft zu Vergebung und Versöhnung ist. Besonders bei älteren Taufbewerbern oder solchen aus sehr schwierigen Lebensumständen muss sich in Laufe der Begleitung zur Taufe klären, dass die Vergangenheit Versöhnung und Vergebung braucht. Dabei ist darauf zu achten, nicht vorschnell die Taufbewerber zu motivieren, sich über die eigenen Verletzungen und die Tiefe der Schuld hinwegzusetzen. Echte Versöhnung und Vergebung hat mit Heilung zu tun und diese geschieht weder automatisch noch allzu rasch. Sie braucht Zeit und Gebet: einerseits das persönlichen Gebet des Taufbewerbers als auch das gemeinsame Gebet für ihn, sowie Segnungen, Fürbitten, helfende Gottesdienste und Stufenriten im Rahmen der Vorbereitung auf die Taufe.

 

Verfehlt wäre es, tiefe Verletzungen zu vergeben, wenn dies rein menschlich und psychologisch gesehen gar nicht oder noch nicht möglich ist.

 

Was jedoch wachsen kann, ist die Hoffnung auf Heilung durch die Gnade Gottes und die Bereitschaft sich von Christus auf einen Weg zur Aussöhnung führen zu lassen.

 

Das christliche Menschenbild

 

Ob Umkehr stattgefunden hat, lässt sich besonders an der Art und Weise erkennen, inwieweit die Familienstrukturen und der Umgang miteinander das christliche Menschenbild sichtbar machen. Wenn die Botschaft des Evangeliums angenommen und verinnerlicht worden ist, verwirklicht sich dies in einer Verhaltensänderung, die die Menschenwürde jedes Angehörigen respektiert. Niemand könnte deshalb getauft werden, der in der eigenen Ehe patriarchale Strukturen und eine Missachtung von Frau und Kindern aufrecht erhält. Das gilt auch für Männer, die ihre Frau daran hindern, den Gottesdienst zu besuchen. Das wäre – im Gegenteil – ein Hinweis, dass hier eben keine Umkehr stattgefunden hat und womöglich eine Scheinkonversion vorliegt.

 

Im Zusammenhang mit Ehe und eheähnlichen Beziehungen bedeutet Umkehr auch, zu prüfen, ob eine derzeitige Beziehung nicht einer Taufe entgegensteht oder ob eine geplante Eheschließung nicht um des Glaubens willen ausgesetzt werden muss.

 

Auch berufliches Verhalten sollte überdacht werden auf eine Entsprechung zu den Geboten und der Botschaft des Evangeliums. Wenn etwa Barmherzigkeit gegenüber weniger beruflich erfolgreichen Menschen fehlt, wenn Armut als selbstverschuldet abgetan wird, wenn Nächstenliebe vielleicht überhaupt abgelehnt wird, wurde das Wesen des Christseins nicht verstanden und es scheint der Wille zu fehlen, diese Grundhaltungen anzunehmen.

 

Taufbewerber entwickeln in der Regel ein sehr feines Empfinden für ein christliches richtiges Verhalten in ihrem alltäglichen Umfeld. Das bedeutet nicht, dass dies schon vollständig und ohne Rückschläge umgesetzt wird. Aber hier geht es weniger um Perfektionismus sondern vielmehr um Bewusstseinsänderung und ein Lernen des täglichen Neuanfangs.

 

Es geht nicht um eine Vermittlung äußerer Formen und Traditionen, sondern um den Geist Jesu Christi und seine Verwirklichung in der konkreten persönlichen Lebenspraxis. Das bedeutet zunächst eine Veränderung der eigenen Weltsicht entsprechend dem biblischen Menschenbild und der gemeinsamen Verantwortung für die Schöpfung – nicht jedoch, dass Taufbewerber jetzt zu besonderen caritativen Anstrengungen zu motivieren sind.

 

Begleitung

 

Hilfreich ist jedenfalls immer sowohl das Vorbild einer Gemeinde als auch das Kennenlernen von Christen, die den Auftrag Jesu in beispielhafter Weise verwirklicht haben.

 

Wesentlich ist eine geduldige Begleitung eines des Einübens in das Wahrnehmen jener Hinweise, die Gott gibt, um zu einer persönlichen Umkehr zu führen; dazu gehört u.a. das Erlernen geeigneter Gebetsformen, das Vertraut-werden mit der Heiligen Schrift und eine Hinführung zur Gewissenserforschung.

 

Manchmal Fällen kann ein „Umkehrgespräch“ mit einem Priester notwendig sein, besonders dann, wenn der Wunsch nach einer „Lebensbeichte“ entsteht. Dieses Bedürfnis entsteht immer wieder im Zusammenhang mit den Feiern der Skrutinien: und es ist wichtig, einen solchen Wunsch ernst zu nehmen. Gerade weil die Taufe Neubeginn und Vergebung schlechthin ist, sind ein Offenlegen von Schuld und Versagen, Reue und Hilfestellung zur nachhaltigen Lebensänderung heilsam und für das weitere Leben als Christ von grundlegender Bedeutung.

 


 

 

Walter Krieger: Das Gehen eines Weges - von der Dynamik des Glaubens

 

Es gibt für jeden Menschen einen persönlichen, einmaligen Weg im Glauben. Zeitpunkt, Umstände, Begegnungen führen jeden ganz individuell zu einem ersten, bewusst ausgesprochenen „Ich glaube“.

 

Wie diese Worte gesprochen werden, kann unterschiedlich sein: voll Überzeugung oder noch ein wenig unsicher; fasziniert und begeistert oder voll Ehrfurcht, weil man von einem Geheimnis berührt ist; dankbar über ein großes Geschenk oder ganz einfach offen für alles, was auf diesem Weg begegnen wird.

 

Was zu dem „Ich glaube“ führt, kann sehr unterschiedlich sein:

 

ein Übernehmen einer guten Tradition in einem christlich geprägten Umfeld,

eine Begegnung mit überzeugenden Christen,

das Erleben einer engagierten und liebevollen Gemeinschaft von Gläubigen,

eine überraschende Erfahrung Gottes,

ein Wort aus der Heiligen Schrift, das plötzlich tragende Bedeutung für das Leben bekommt, auch ein Kunsterlebnis kann ein Fragen und Staunen bewirken, das zum Glauben führt usw.

 

Jesus Christus

 

Hinter allen Zugängen zum Glauben steht Jesus Christus: Er ist der Einladende, obwohl er womöglich erst später in den Vordergrund tritt …. so wie man eben manche Räume eines Hauses durchschreiten mag, bevor man dem Gastgeber selbst begegnet.

 

Zentral bezieht sich das „Ich glaube“ auf Jesus Christus. Der Weg des Glaubens ist ein Weg mit ihm. Man ist grundsätzlich in derselben Situation wie seine Jünger, die erleben, was er tut, die hören, was er spricht, die von ihm angenommen sind, die von ihm lernen, die manchmal nicht alles versrehen und irritiert sind, die aber vor allem ihm ähnlich werden wollen und schließlich in seinem Namen das weiterführen, wozu er sie berufen hat. Es ist ein Mitgehen mit ihm.

 

Aber: ein Schritt nach dem anderen. Zunächst geht es darum, Jesus kennenzulernen. Und sobald man etwas von seiner Art verstanden hat, dies auch umzusetzen: d.h. nach seinem Vorbild zu leben und zu lieben. Das beginnt mit kleinen Gesten im Alltag, mit etwas freundlicheren Worten als früher, mit etwas mehr Aufmerksamkeit und Hilfsbereitschaft. Auf diese Weise wächst der Glaube.

 

Regelmäßig ist der Kontakt mit Jesus zu pflegen und zu vertiefen, weil dies gut tut, inspiriert und Orientierung schenkt. Vertrauen und Freundschaft sollen wachsen. Wichtig ist das Hören (und Lesen) seines Wortes, das Gebet, der Gottesdienst, die ermutigende Begegnung mit Christen. Manchmal wird dabei mehr der Verstand, ein anderes Mal ein Gefühl oder der Wille gestärkt, um den Weg des Glaubens als gut zu erfahren.

 

Verstand – Gefühl – Wille

 

Das bewusste „Ich glaube“ markiert eine Entscheidung für einen Weg des Glaubens, in die Verstand, Gefühl und Wille eingebunden sind. Denn der Mensch braucht Gründe und Einsichten, die für ihn plausibel sind. Wichtig ist, dass damit „ein gutes Gefühl“ verbunden ist. Aber es gehört auch ein Wille zum Glauben dazu, der den Weg beibehalten lässt, auch wenn es so manche Abzweigungen gäbe.

 

Im Lauf der Zeit werden diese drei Dimensionen nicht immer gleichermaßen erlebt.

Dann hilft auch der Verstand allein – oder das Erleben von Glaubens-Gefühlen, – vor allem aber der Wille, um auf dem Weg zu bleiben. Solche Einseitigkeiten sollten jedoch nicht zu lange andauern. Der Glaube kommt nämlich dann in Gefahr, selbst einseitig zu werden. Und das könnte auch merkwürdig werden, wenn eine Dimension überbetont, eine andere dafür vernachlässigt wird.

 

Deshalb geht es um eine ganzheitliche Entwicklung im Glauben, die den ganzen Menschen in der Mitte seiner Persönlichkeit betrifft, d.h. sein „Herz“. Denn der Glaube sucht die Übereinstimmung des Herzens mit der Botschaft des Evangeliums. Das ist der innere Weg auf der Spur Jesu Christ.

 

Veränderungen – Krisen – Beharrlichkeit

 

So wichtig und erfreulich jede Bestärkung (Höhepunkt-Quelle) für den Glauben ist, wird es auch Wegstrecken geben, die weniger schön sind (Krise-Wüste). Dazwischen ist die meiste Zeit „Alltag“.

 

Viele geistliche Lehrer der Kirche sprechen von Wüstenerfahrungen, d.h. von geistlicher Trockenheit, Leere, Langeweile, Zweifel, Unsicherheit, Krisen. Vieles scheint gegen den Glauben zu sprechen. Er wird in Frage gestellt und sogar abgelehnt: zumindest in der Form, in der er bisher vertraut war. Sinn geht verloren. Gefühle werden zwiespältig. Zuletzt trägt nur Beharrlichkeit.

 

Wie kann es zu Glaubenskrisen kommen? Hochgefühle, Begeisterung, kraftvolle Entschlossenheit sind nicht von Dauer. Das betrifft auch das geistliche Leben, d.h. einen Weg des Glaubens. Wenn man auf die Erfahrung von Höhepunkten fokussiert ist, kann man deren Ausbleiben als erste Ahnung von „Wüste“ erleben: wenn es keine Höhepunkte gibt; wenn man aus keiner Quelle schöpft bzw. schöpfen kann; wenn alles bloß Alltag ist, „grauer“ Alltag, mühsamer Alltag.

 

Oder man findet sich eingezwängt in belastende Lebensumstände, die sich durch den Glauben nicht verändern, obwohl man dies gehofft hätte. Und der Glaube gibt auch keine Inspiration (mehr), die bei der Bewältigung helfen würde.

 

Vielleicht hat sich die Lebenssituation verändert, aber an Gewohnheiten des Glaubens wurde festgehalten: und diese passen nicht mehr: eine neue Beziehung, ein veränderter Freundeskreis, eine neue Verantwortung, ein anderer Wohnort, einfach das Älter-werden... All dies sind Veränderungen, die Rückwirkung auf das Glaubensleben haben. Wenn dann etwa das Gebet nicht „anders“ wird, trägt es nicht mehr. Es braucht Zeit und verlangt Mühe, in veränderten Situationen neu beten zu lernen.

 

Vielleicht gibt man Enttäuschungen mit Christen. So sehr Jesus die Apostel beruft, einander zu lieben; so sehr Paulus immer wieder mahnt, in der Liebe zu bleiben: Streit, Verleumdung, Lieblosigkeiten (und Verbrechen) scheint es auch in den ersten christlichen Gemeinden gegeben zu haben – wie heute. Es ist menschlich, davon enttäuscht zu sein und sich abwenden zu wollen. „Christlich“ wäre es, noch einmal genauer zu schauen, d.h. mit dem Blick Jesu darauf einzugehen und jene Konsequenzen zu ziehen, die der Würde der Jünger Jesu entsprechen: nach Jesu Vorbild.

 

Eine Krise kommt, wenn ein gewohntes, lieb gewordenes Engagement, das in Bezug zum Glauben steht, nicht mehr freut oder nicht mehr möglich ist. Es hat sich etwas unangenehm verändert: Die eigene Lebenssituation; die anderen, mit denen man zusammenarbeitet; die Umstände, die Notwendigkeiten, die Gewichtungen, die Prioritäten, was eben wichtig ist; der Stil, die Sprache, die Formen, die Aufmerksamkeiten. Man findet wenig Zeit. Es sind plötzlich Probleme da. Man erhält kein Echo, keine Anerkennung mehr oder sogar Unverständnis, Ablehnung. Es wird nur mehr mühsam. Man versteht sich nicht mehr mit den Mitwirkenden. Man wird verdrängt, ignoriert, ausgeschlossen

(wenngleich „nicht direkt“), man verliert seinen gewohnten Platz. Enttäuschung, Verständnislosigkeit, Verärgerung, Zorn scheinen dann logisch, und zwar, weil dieses (sachliche) Engagement doch sehr (persönlich) mit der eigenen Person verbunden war.

 

Vielleicht ändert sich, was man vom Glauben erwartet: Antworten, wenn die bisherigen nicht genügen; wenn es neue oder veränderte Fragen gibt; wenn man Antworten nicht mehr dort findet, wo sie bisher zu finden waren. Ästhetik: der Geschmack hat sich geändert, was man sieht und hört, ist nicht (mehr) schön oder einfach unpassend.

Spiritualität: Man spürt nichts mehr in den gewohnten Formen. Und Neues zeigt sich nicht.

 

Es gibt Zeiten, in denen man sich Gott fern fühlt. Er scheint weit weg, nicht zuzuhören, denn er antwortet nicht. Er scheint mit anderem beschäftigt, aber nicht mit dem, wo man ihn brauchen würde. Sein Bild verblasst. Man erkennt es nicht mehr. Man schleppt sich geistlich von einem Tag zum andern mit Zweifeln, Klagen und Anklagen, Ärger, Zorn, Ohnmacht …. und irgendwann wird man gleichgültig. Man sucht Gott nicht mehr, man braucht ihn nicht, Ist ja alles egal…

 

Eine solche Erfahrung von Gottesferne trifft nicht jeden, manche schon, zumindest phasenweise. Die Worte Jesu in Gethsemane (entsprechend Psalm 22) beginnen im Gefühl der Gottverlassenheit. Aber weil er Gott grenzenlos vertraut, ist er bereit, sich auch in dieser Situation seinem Willen zu überlassen.

 

Es gibt viele Formen von Wüstenerfahrungen, kleine und größere, leicht zu durchschreitende oder schier unüberwindliche. Die geistlichen Lehrer der Kirche empfehlen „Beharrlichkeit“, d.h. ein Festhalten an Bewährtem, solange bis sich eine neue Klarheit eröffnet und zeigt, welches Neue ein Altes ablösen kann. Und es hilft, zu jenen Quellen zu gehen, die es gibt: Gespräche, Gebet, Heilige Schrift …

 

Entwicklung – Wachstum – Gnade

 

„Ich glaube – ich will zu Jesus Christus gehören – und immer näher bei ihm sein.“

Wachstum im Glauben hat viele Dimensionen. Vor allem geht es um die Entfaltung von Liebesfähigkeit. Das geschieht fast harmonisch, wenn es von erfreulichen Gefühlen begleitet ist, wenn man Dankbarkeit für eine gute Tat erfährt, wenn man Angenommen-sein und Anerkennung erlebt. Wo das nicht erfahrbar wird, bleibt die Entscheidung tragend, lieben zu wollen; also auch wenn man statt Dankbarkeit Spott erntet. Das Durchhalten in solchen Situation „zählt viel“, weil es ein Zeichen gefestigten Glaubens ist. Was umgekehrt heißt, dass man dies von einem „Anfänger im Glauben“ nicht erwarten könnte.

 

  • Wachstum im Glauben bezieht sich auf das Kennenlernen Jesu, seiner Art und diese entsprechend den persönlichen Möglichkeiten nachzuahmen.
  • Wachstum im Glauben wird gestärkt durch die Heilige Schrift, etwa im Ahnen der Vielfalt Gottes. So viele „Gottesbilder“ werden berichtet, die situationsgemäß unterschiedliche Züge betonen. So kann man Gott Vieles zutrauen und erahnen, dass er all dies bei weitem noch übersteigt.
  • Wachstum im Glauben zeigt sich in einer Treue, in der man Beziehung pflegt: im persönlichen Gebet, in gemeinsamen Gottesdiensten, in der Zugehörigkeit zu einer – nicht immer unbedingt derselben – christlichen Gemeinschaft.

 

Wachstum im Glauben hat eine Entwicklung.

  • Am Anfang steht das Kennenlernen all dessen, was „wesentlich“ ist;
  • danach mag man viele nette Erscheinungen des Glaubens erleben, die auch dazugehören (ohne sich in „Nebensächlichkeiten“ zu verlieren).
  • Die nächsten Schritte bedeuten: gemäß dem Glauben zu leben - und zwar immer bewusster und entschiedener: durch das persönliche Lebenszeugnis, durch Verhalten, Denkweisen, Einstellungen, gute Taten usw. Das fällt auf. Das bemerken Mitmenschen, auch wenn sie mglw. nie darüber sprechen.
  • Dann kommt der Zeitpunkt, über den Glauben sprechen zu können und zu wollen.
  • Das Lebenszeugnis wird ergänzt durch das Bezeugen, wofür man im Glauben steht.
  • Man „gibt Glauben weiter“, d.h. dass man bei passenden Gelegenheiten darüber spricht, was er für mich bedeutet, welche Orientierungen und Ermutigungen man daraus schöpft, wie man ihn als Heil erfährt.

 

Parallel dazu gibt es Schritte in Bezug auf die Gemeinschaft:

  • Aufgenommen-werden, dazugehören, mitwirken, Verantwortung übernehmen; in der Überzeugung, dass der Weg des Glaubens zum Heil führt, wünscht man vielen Menschen solche heilsame Erfahrungen.
  • Dann kann man einladen, diesen Weg mitzugehen, zumindest einen (ersten) Schritt zu versuchen.
  • Man kann bereit sein, andere im Glauben weiter zu begleiten, vor allem aber zu Christus hinzuführen: Denn Jesus Christus ist der Einladende, der Berufende.
  • Wer auf dem Weg des Glaubens geht, wird zu seinem Mitarbeiter, zu seinem Jünger, zu seinem Schüler.

 

Glaube ist keine Leistung, sondern eine Gnade, ein Geschenk Gottes, das anvertraut wurde. Natürlich braucht es ein Bemühen. Es gibt auch Anstrengungen auf diesem Weg. Trotzdem erlebt man ihn wesentlich als Geschenk:

 

  • weil dieser Weg einer persönlichen Berufung zum Christsein entspricht;
  • weil der Wille Gottes als befreiend, Sinn-eröffnend erlebt wird;
  • weil man dem guten Plan Gottes für das eigene Leben folgt;
  • weil es schön ist, Begabungen und Fähigkeiten zu entfalten;
  • weil man sich am Evangelium freuen kann;
  • weil man beginnt zu verstehen, wie das Reich Gottes aussieht;
  • weil es sich lohnt, an dessen Aufbau mitzuarbeiten.;
  • weil eine Gestaltung der eigenen Lebenswelt nach dem Maßstab von Liebe, Mitmenschlichkeit, Versöhnung, Herzlichkeit Heil erfahren lässt;
  • weil alle Menschen als Brüder und Schwestern, als Kinder des einen Vaters angenommen sind.
  • Weil das Ziel die Gemeinschaft mit Gott ist.
  • Weil Gott mitgeht, ist dieser Weg schon selbst Ziel.
  • Weil Gott sich mit Mitmenschen (Weggefährten) solidarisiert, ist dieser Weg schon selbst Ziel.
  • Weil Liebe, Mitmenschlichkeit, Gebet mit Gott jederzeit verbinden, trägt der Weg sein Ziel in sich.

Mitgehen mit Jesus vollzieht sich in der Weggemeinschaft der Kirche, Volk Gottes in dieser Zeit:

  • die Freude und Hoffnung, Sorgen und Ängste teilt;
  • die Entlastung, Unterstützung, Rückhalt und Orientierung gibt
  • Diese Gemeinschaft ist fundamental
  • für Inspiration, Begleitung und Wachstum im Glauben;
  • für Entdecken, Verstehen und Leben des Evangeliums; 
  • für die Begegnung mit Gott, mit Jesus Christus im Heiligen Geist.

 


 

 

Walter Krieger: Wie finden Katechumenen Beziehungen zur Glaubensgemeinschaft?

 

Erste Begegnungen

 

Eine Entscheidung für die Taufe fällt immer individuell. Es gibt keinen Zwang, es ergibt keine gesellschaftlichen Vorteile, wenn jemand heute in Österreich Mitglied der katholischen Kirche wird.

 

(Dass jemand wegen einer kirchlichen Trauung oder wegen der Übernahme eines Patenamtes getauft werden will, geschieht eher selten; zumal sich diese Motivation während der Dauer eines Katechumenats entwickeln und religiös vertiefen kann.)

Der Wunsch zur Taufe als Erwachsener erfolgt aus freiem Entschluss.

 

Aber natürlich sind alle Katechumenen davon überzeugt, dass ihnen die Taufe „etwas bringt“. Und zwar (zumeist!) genau das, was die Taufe bedeutet: Beziehung zu Jesus Christus, Vergebung und Überwindung von Sünden, Gemeinschaft mit den Gläubigen, Mitgliedschaft in der Kirche, Anteil an deren Berufung, Sendung und Auftrag.

 

Katechumenen lernen die Kirche vor allem durch Menschen kennen: oft ist der Partner oder ein vertrauenswürdiger Kollege Christ und praktiziert dies; manchmal begegnen sie besonders hilfsbereiten Menschen, die ihre Mitmenschlichkeit aus dem Glauben heraus leben; manche finden eine Gruppe, die sich in kirchlichen Räumen trifft.

 

Faszinierend wird für sie, wie diese Christen leben, miteinander umgehen, für welche Werte sie einstehen, ein Engagement ohne persönliche Vorteile daraus zu ziehen.

Und Katechumenen wollen dazugehören, um diesen Lebensstil zu teilen und auf ihre eigene Art zu verwirklichen.

 

Es gibt auch immer wieder Katechumenen, die „seit immer“ mit Christen zu tun haben. Bei ihnen ist zumeist ein Ereignis oder eine plötzliche Neugier Auslöser dafür, sich näher zu interessieren – und gezielt Kontakt zu suchen.

 

Manche Katechumenen waren schon lange auf einer Suche nach Gott. Sie haben verschiedene spirituelle Erfahrungen gemacht. Was sie zunächst in der Kirche finden, ist kein perfekter Kurs zu Meditation und Gebet, sondern vor allem eine besondere Atmosphäre, eine ansprechende Ästhetik (Musik, Kunst), die direkt auf den Gott Jesu Christi hinweist.

 

Auf dem Weg des Katechumenats

 

Hier begegnen Priester, Katchumenatsbegleiter/innen, Gemeindemitglieder, evtl. Gruppen. Zwischenmenschliche Kontakte sind möglich, Beziehungen können aufgebaut werden.

Es gibt Einladungen zu Treffen, zu liturgischen Feiern, zum Mitwirken an Projekten, zum Mitleben während des Kirchenjahres.

 

Ein Kennenlernen in einer Atmosphäre der Offenheit und des Willkommens ist ein gutes Fundament, um darauf tragfähige Beziehungen aufzubauen, die im gemeinsamen Glauben verwurzelt sind. Man nimmt aber nicht teil, „weil alle so nett sind“ (obwohl das hilfreich ist), sondern weil man denselben Glauben teilt und diesen vertiefen will.

 

Kirche wird näher über die Menschen kennengelernt, die hier begegnen, vor allem „offiziell“: also Priester und Katechumenatsbegleiter/innen sowie Personen, die deutlich wahrnehmbar kirchliche Ämter und Dienste ausüben (Diakone, Pastoralassistent/innen).

Was Katechumenen an diesen Personen schätzen, ist ihre Bereitschaft zum Gespräch, ihre Fähigkeit zuzuhören, ihre spürbare persönliche Verankerung im Glauben (Zeugnis), ihre Verbindung von Glaubensüberzeugungen und Lebensweise, ihr Zeit-schenken, ihre Offenheit und Herzlichkeit, ihre Anteilnahme.

 

Schritt für Schritt können Katechumenen eingeladen werden. sich am kirchlichen Leben vor Ort zu beteiligen und daran mitzuwirken. Das braucht immer Personen, die nicht nur für ein konkretes Projekt, sondern in gewisser Weise auch für diese „Neuen“ da sind.

Das christliche Leben kann sich dabei gleichsam als learning by doing entfalten. Wertvoll sind vor allem Erfahrungen bei caritativen Tätigkeiten – die immer nachzubesprechen sind.

 

Katechumenen erfahren viel Aufmerksamkeit, die im Dienst der Aufmerksamkeit Gottes steht. Trotzdem ist darauf zu achten, nicht allzu hohe Erwartungen in Bezug auf persönliche Freundschaften oder eine umfassende Hilfsbereitschaft zu wecken, die nicht erfüllt werden können. Denn oft ist diese große Aufmerksamkeit mit der Taufe vorüber. Und dann brechen idealisiert aufgebaute Erwartungen zusammen.

 

Für die Begleiter/innen bedeutet dies, vor allem in der mystagogischen Phase (aber auch schon früher beginnend), weiterhin aufmerksam zu bleiben, dies jedoch immer stärker in die Eigenverantwortung der Neugetauften und in die Verantwortung der Gemeinschaft überzuführen.

 

Kirche: eine größere Gemeinschaft

 

Im Katechumenat gibt es Gelegenheit, Kirche über eine konkrete Gruppe/Gemeinde zu erfahren. Bei regionalen Treffen mit anderen Katechumenen erleben sie: ich bin nicht allein; es gibt mehrere, die (an anderen Orten) mit mir unterwegs sind. Eine Begegnung mit dem Bischof vermittelt ihnen Wertschätzung und zeigt, dass es eine noch größere Verbundenheit gibt. Bei solchen Treffen kann ansatzweise die Breite und Vielfalt der Kirche als Volk Gottes, als umfassende Communio kennengelernt werden.

 

Probleme in Bezug auf ein negatives Image der Kirche in manchen Kreisen, die Last einer auch schuldbeladenen Kirchengeschichte, negative Medienberichte und aktuelle oder alte Skandale haben Katechumenen im Allgemeinen nicht. Ihr Interesse gilt der Gegenwart und der Zukunft ihres Lebens und was dabei für sie wichtig ist. In ihrer Situation schätzen sie all das, was sie von Gläubigen, von der Kirche an Gutem erfahren.

 

Doch es wird einmal eine Konfrontation mit negativen Erlebnissen mit Christen oder mit Erzählungen über kirchliche Verfehlungen geben. Dann wird die Tragfähigkeit von positiven Erfahrungen und ein Wissen um größere Zusammenhänge der kirchlichen Wirklichkeiten herausgefordert. Katechumenats- bzw. Glaubensbegleiter/innen kennen solche Situationen aus dem eigenen Leben. Sie sollten bereits sein, zu erzählen, wie sie damit umgehen.

 

Thema Kirche

 

Während der Katechumenatstreffen kommt „die Kirche“ zur Sprache. Das ist einerseits eine Verdeutlichung dessen, was erfahren wird, andererseits sollen nochmals größere Zusammenhänge eröffnet werden.

 

Dabei geht es um die Kirche als jene Gemeinschaft, die das Werk Christi – unter Führung des Heiligen Geistes – durch die Geschichte hindurch weiterführt. Sie bewahrt und aktualisiert das Gedächtnis Jesu, um in seinem Sinn zu leben und zu wirken. Auftrag und Sendung der Kirche ist es, Zeichen und Werkzeug für die Einheit der Menschen zu sein, die alle Söhne und Töchter Gottes, des Vaters sind.

 

Sie versteht sich als Communio, als Volk Gottes, als Leib Christi, als Tempel des Heiligen Geistes. In der Kirche gibt es eine Vielfalt von Gemeinschaften. Sie wird auf Erden vom Papst und von Bischöfen geleitet. Zu ihr gehören Menschen weltweit, zu ihr gehören Lebende und Tote, die auferweckt werden (auf Heilige kann besonders hingewiesen werden).

 

Die Kirche steht für fundamentale Wert des Lebens. Sie verwirklicht diese, so gut es geht. Sie tritt dafür als Ganzes oder durch ihre einzelnen Mitglieder ein. Die Liturgie der Kirche – besonders am Sonntag sowie die Feier der Sakramente – sind Zeichen und Verwirklichungen für den Glauben, die weltweit Gemeinsamkeit stiften und garantieren. Die Kirche weiß „etwas“ vom Geheimnis Gottes. Im Gebet pflegt sie ihr Bleiben in ihm.

 

Auf diese Weise werden in Bezug auf die Kirche Perspektiven eröffnet, die Glaube, Hoffnung und Liebe bestärken, die um das wissen, „was schon ist“ und das vertrauend erhoffen, „was kommt“, auch wenn dies über irdische Realitäten hinausführt.

 


 

Friederike Dostal: Zur Integration von Katechumenen und Neugetauften in die Kirche

 

Ob der christliche Glaube von getauften Erwachsenen sich vertiefen und zur prägenden Grundlage des persönlichen Lebens werden kann, hängt weitgehend davon ab, ob ihre Integration in die Ortskirche und eine konkrete Gemeinde gelingt. Mehrere Schritte sind dafür hilfreich:

 

  1. In Österreich werden Taufbewerber in der Regel einzeln oder in kleinen Gruppen in einer Gemeinde vorbereitet. Das hilft für eine Integration in Kirche und Gemeinde. Wo das nicht möglich ist, sollten möglichst die vorbereitenden Riten in der Gemeinde gefeiert werden, in der auch die Taufe (sowie Firmung und Eucharistie) gespendet werden.
  2. Die Stufenriten im Katechumenat sind für den Gemeindegottesdienst vorgesehen. Auch wenn es aus wichtigen pastoralen Gründen manchmal günstiger sein kann, weniger öffentliche Gelegenheiten für die vorbereitenden Feiern zu wählen, sollte auf eine Teilnahme zumindest einiger Mitfeiernder aus der Gemeinde vor Ort geachtet werden.

Die Taufbewerber werden so der Gemeinde bekannt und das ermöglicht den Gemeindemitgliedern, mit den Katechumenen in Kontakt zu treten. Eine Integration wird gefördert, wenn sich die Taufbewerber von der konkreten Gemeinde aufgenommen fühlen, z.B. weil in diesen Gottesdiensten in den Fürbitten auch für sie gebetet wird oder wenn sie bewusst in den Friedensgruß einbezogen werden. So fühlen sie sich nicht mehr fremd, sondern angenommen.

  1. Dieses Angenommen-Sein kann sich im günstigen Fall bei einem Pfarrcafé, bei Pfarrfesten oder anderen Ereignissen des kirchlichen Lebens vor Ort vertiefen, wobei es jedenfalls wichtig ist, dass die Taufbewerber begleitet und eingeführt werden – und zwar vorzugsweise durch jene Person, die sie im Katechumenat begleitet.
  2. Taufbewerber sind erfahrungsgemäß gern bereit, nach ihren Möglichkeiten mitzuhelfen. Sie erbringen gern einen Beitrag für das Gemeindeleben. Dazu müssen sie jedoch eingeladen und in passender Weise angeleitet werden. Wichtig ist es, dabei darauf zu achten, dass sich die Taufbewerber nicht gezwungen oder gedrängt fühlen, dafür etwa größere finanzielle Aufwendungen leisten. Wichtig ist ihr Mitleben – und kein finanzieller Beitrag!
  3. Wenn Taufbewerber Unterstützung brauchen, ist die Hilfsbereitschaft von Christen auch im Blick auf eine Integration wertvoll. Beispiele dafür sind: Möglichkeiten zum Spracherwerb, Wohnungssuche, Behördengänge u.a.m.
  4. Für die Integration in die Gemeinde kann eine Gruppe hilfreich sein, die den Taufbewerber aufnimmt. Das kann ein Kirchenchor ebenso sein wie eine Jugendgruppe, eine Bibelrunde, etc.; bei einer Frau, die ein Kind erwartet, kann das zum Beispiel eine junge Mütterrunde sein etc.

Wesentlich ist, dass die Gruppe von Alter, Aktivitäten, sozialer Zusammensetzung und der Zielsetzung des Zusammenkommens dem Taufbewerber entspricht. Die Teilnahme an einer solchen Gruppe muss freiwillig sein und freiwillig bleiben. Es darf keinesfalls der Eindruck entstehen, dass dies eine Art Pflichtübung wäre, der man sich nicht entziehen kann; denn dann hätte die Gruppe höchstwahrscheinlich die Auswirkung, dass der Kontakt zu ihr und oft auch zur Gemeinde nach der Taufe abgebrochen wird.

 

Auch ein Gefühl von Überforderung sollte nicht entstehen. Besonders hilfreich ist es, Glaubensbegleiter während des Katechumenats sowie einen oder mehrere Paten (ein Ehepaar, eine Familie) in der Gemeinde zu finden, die sich um eine Begleitung des Taufbewerbers auf dem Weg hin zur Taufe bemühen.

 

Durch das Teilen ihrer religiösen Praxis sowie der konkreten Umsetzung ihres Christseins im Alltag erleben und lernen die Taufbewerber, was Christsein heißt und finden dadurch leichter Verständnis und Zugang zu dem, was Christen leben. Selbstverständlich braucht es einige Zeit, um den Taufbewerber ausreichend kennenzulernen und so entscheiden zu können, wer für eine Begleitung bzw. als Pate in Frage kommt.

 

Wichtig in diesem Zusammenhang ist auch eine ausreichende Einführung von Paten, um ihre Aufgaben zu klären – insbesondere im Unterschied zur gängigen Vorstellung von Tauf- und Firmpaten von Kindern.

  1. Im Hinblick auf den heute oft notwendigen Ortswechsel von Menschen ist festzuhalten, dass dies nicht mit einer misslungenen Integration von Neugetauften gleichzusetzen ist. Eine Integration in die Taufpfarre ist besonders dann fruchtbar, wenn Neugetaufte später in der Lage sind, sich in der Kirche zu beheimaten, wo auch immer sie wohnen. Das gelingt ihnen dann, wenn sie in einer Gemeinde erfahren haben, was „dazu gehört“ und „wie das gehen kann“.
  2. Bei einer Integration geht es immer um die ganze Ortskirche. Dabei helfen gemeinsame, regionale Veranstaltungen für Katechumenen aus mehreren Gemeinden sowie die Feier der Erwählung (Zulassung) zur Taufe in der Bischofskirche. Dort erleben die Taufbewerber (wie auch die begleitenden Gemeindemitglieder), dass sie Teil einer Ortskirche sind, die sie in ihrer Mitte willkommen heißt. Diese Aufmerksamkeit ist als eine wesentliche Stärkung für den weiteren Weg als neue Christen als auch für ihr Zugehörigkeitsgefühl zur Kirche bedeutsam.
  3. Eine Bemühung um Integration endet nicht mit der Taufe, sondern muss auch danach im Blick der Verantwortlichen und der ganzen Gemeinde bleiben. An eine entsprechende Begleitung der Neugetauften soll daher rechtzeitig gedacht und Wege dafür gefunden werden.
mehr: Konsequenzen einer Lebensentscheidung

Katechumenat als Modell

Reflexionen von Walter Krieger

 

Der Katechumenat ist ein verdichteter Prozess des Glauben-lernens und damit vorbildhaft und inspirierend für das gesamte missionarische, besonders für das katechetische Wirken der Kirche (vgl. Allgemeines Direktorium für die Katechese 90).

 

Katechumenale Inspirationen für Verkündigung, Evangelisierung, Katechese, Sakramentenvorbereitung, Erwachsenenbildung usw.

 

Katechumenen werden angenommen, wie sie sind: mit der ganzen Persönlichkeit, mit religiösem Fragen und Suchen, mit der gesamten Lebenssituation, mit allen kulturellen Hintergründen. Hier ereignet sich eine Inkulturation im Kleinen: eine Inkulturierung des Glaubens im Leben der Katechumenen, aber auch ein Hineinnehmen ihrer Lebenskulturen in den Raum der Kirche.

 

Begegnungen vollziehen sich von Person zu Person, auf Augenhöhe. Der ganze Stil des Katechumenats verwirklicht, was für eine Verkündigung (für eine neue Evangelisierung) in der Welt von heute wesentlich ist: christozentrisch, geistlich-spirituell, evangeliumsgemäß, einladend, situationsbezogen, in Verbindung mit der ganzen Kirche (vgl. Die österreichischen Bischöfe, Verkündigung und neue Evangelisierung in der Welt von heute, 7).

 

Der Katechumenat ist charakterisiert von einer Dynamik, die Anfänge, Entwicklungen und Höhepunkte wahrnimmt. Dies entspricht den einzelnen Stufen bzw. Phasen, die durch die Feier von Riten akzentuiert werden. Dies wird ebenso berücksichtigt, wenn man den Katechumenat als ganzheitlichen und umfassenden Lernprozess im Glauben betrachtet (vgl. Die österreichischen Bischöfe, Verkündigung und neue Evangelisierung in der Welt von heute, 7.7.).

 

Darin finden verschiedene Elemente und Dimensionen des Christ-seins Raum: die Vertiefung einer Beziehung zu Gott, das Kennenlernen Jesu Christi, die Entfaltung von Glaubenswissen, durch Riten und Symbole verdeutlichte Erfahrungen, eine Teilnahme an Gottesdiensten, das Lesen der Bibel, ein Hineinwachsen in die Gemeinschaft der Gläubigen, ein Einüben christlicher Verhaltens- und Denkweisen, eine persönliche Praxis des Betens.

 

Die eigentliche Fokussierung des Katechumenats ist Jesus Christus, in dessen Leben. Sterben und Auferstehen Christen hineingenommen sind. Deshalb ist das Paschamysterium jenes Herz des Glaubensgeheimnisses, das zu entdecken und mit dem eigenen Leben abzugleichen ist. Der Katechumenat – wie das gesamte Leben von Christen – ist österlich geprägt.

 

Aus dieser Charakteristik des Katechumenats ergeben sich wertvolle Inspirationen für die missionarische, pastorale, katechetische Praxis der Kirche, die einladen, etwas davon immer wieder zu verwirklichen. Denn letztlich sind Katechumenen und Getaufte in derselben Situation des Glauben-lernens, wenngleich in unterschiedlichen „Phasen“. Christen sind immer Lernende – und damit „Schüler“, die voneinander, von anderen, vor allem aber von Christus selbst lernen zu glauben. Damit sind sie wie Jünger, die beim Herrn gleichsam in die Schule einer Jüngerschaft gehen. – Auch daran erinnert ein Katechumenat, der eine christliche Gemeinschaft vor Ort zu einem Auffrischen, Neu-entdecken, Weiter-lernen im Glauben einlädt.

 

Aus dem „Allgemeinen Direktorium für die Katechese“ - Der Taufkatechumenat als Inspirator der Katechese in der Kirche

 

Da die Missio ad gentes das Musterbeispiel des ganzen missionarischen Wirkens der Kirche ist, bildet der mit ihr verbundene Taufkatechumenat das Modell, das ihr katechetisches Wirken inspiriert[1]. Darum ist es angebracht, diejenigen Elemente des Katechumenats, welche die heutige Katechese inspirieren sollen, und ihre Bedeutung hervorzuheben. Doch ist vorauszuschicken, dass zwischen den Glaubensschülern und den Katechumenen[2] und zwischen der Katechese vor der Taufe und der Katechese nach der Taufe ein grundlegender Unterschied besteht. Dieser rührt von den Initiationssakramenten her, die von den ersteren bereits empfangen worden sind. „Sie sind ja bereits in die Kirche aufgenommen und durch die Taufe Kinder Gottes geworden. Ihre Umkehr gründet in der schon empfangenen Taufe, deren Wirkung sie nun zur Entwicklung bringen“.[3]

 

Angesichts dieses wesentlichen Unterschiedes werden nun einige Elemente des Taufkatechumenats betrachtet, die für die Katechese nach der Taufe eine Quelle der Inspiration sein sollen:

 

  • Der Taufkatechumenat erinnert die ganze Kirche beständig an die grundlegende Wichtigkeit der Initiationsfunktion mit den Grundfaktoren, die sie ausmachen: die Katechese und die Sakramente der Taufe, der Firmung und der Eucharistie. Die Pastoral der christlichen Initiation ist für jede Teilkirche lebenswichtig.
  • Für den Taufkatechumenat ist die ganze christliche Gemeinde verantwortlich. „Um diese christliche Initiation im Katechumenat sollen sich aber nicht bloß Katechisten und Priester kümmern, sondern die ganze Gemeinde der Gläubigen, besonders aber die Taufpaten“[4]. Die Einrichtung des Katechumenats steigert so in der Kirche das Bewusstsein der geistlichen Mutterschaft, die sich in jeder Form der Glaubenserziehung ausübt.[5]
  • Der Taufkatechumenat ist ganz vom Paschamysterium Christi geprägt. Deshalb „muss die ganze Eingliederung österlich geprägt sein“[6]. Die Ostervigil, das Zentrum der christlichen Liturgie, und ihre Taufspiritualität sind Inspiration für die ganze Katechese.
  • Der Taufkatechumenat ist auch der Beginn der Inkulturation. Nach dem Beispiel der Inkarnation des Gottessohnes, der in einem konkreten geschichtlichen Augenblick Mensch geworden ist, nimmt die Kirche die Katechumenen vollständig, samt ihren kulturellen Bindungen, auf. Das ganze katechetische Wirken hat an der Aufgabe teil, die echten, in die Menschen und die Völker ausgesäten „Samenkörner des Wortes“ in die Katholizität der Kirche einzugliedern.[7]
  • Schließlich bietet die Auffassung vom Taufkatechumenat als Bildungsprozess und wahre Glaubensschule der Katechese nach der Taufe Dynamik und einige kennzeichnende Merkmale: die Intensität und Integrität der Bildung; ihren Stufencharakter mit bestimmten Abschnitten; ihre Verbindung mit Riten, Symbolen und Zeichen, besonders biblischen und liturgischen; ihre ständige Bezogenheit auf die christliche Gemeinde…

Die Katechese nach der Taufe braucht die Gestalt des Taufkatechumenats nicht äußerlich nachzuahmen und soll das Getauftsein der Glaubensschüler anerkennen. Doch würde sie gut daran tun, sich von dieser „Vorschule des christlichen Lebens“[8] inspirieren und von ihren kennzeichnenden Hauptelementen befruchten zu lassen.

 

Der Taufkatechumenat von Erwachsenen[9]

 

Der Taufkatechumenat ist ein typischer Ort der Katechese; er wurde von der Kirche eingerichtet, um die Erwachsenen, die Christen zu werden wünschen, auf den Empfang der Initiationssakramente vorzubereiten.[10] Im Katechumenat erfolgt wirklich jene „besondere Formung, durch welche der zum Glauben bekehrte Erwachsene zum Bekenntnis seines Glaubens bei der Taufe in der Osternacht veranlasst wird“.[11]

 

Die Katechese, die im Taufkatechumenat erteilt wird, ist eng an die christliche Gemeinde gebunden.[12] Die Kirche wendet den Katechumenen vom Augenblick ihres Eintritts in den Katechumenat an „besondere Liebe zu, da sie bereits mit ihr verbunden sind und zum ,Haus Christi‘ gehören…“.[13] Daher soll die christliche Gemeinde „den Bewerbern und den Katechumenen während der ganzen Zeit der Eingliederung beistehen: im Vorkatechumenat, in der entfernteren und näheren Vorbereitung und in der Zeit der Einübung und Vertiefung“.[14]

 

Diese ständige Präsenz der christlichen Gemeinde kommt auf verschiedene Weisen zum Ausdruck, die in Die Feier der Eingliederung Erwachsener in die Kirche [= OICA] treffend beschrieben werden.[15]

 


 

[1] Vgl. SYN 1977, 8; EN 44; ChL 61.

[2] Im vorliegenden Allgemeinen Direktorium für die Katechese werden, um auf diesen Unterschied hinzuweisen, die Ausdrücke „Katechumenen“ und „Glaubensschüler“ als unterschiedliche Bezeichnungen gebraucht. Der CIC, can. 204 und 206, erinnert seinerseits daran, dass „Katechumenen“ und „Christgläubige“ auf unterschiedliche Wese mit der Kirche verbunden sind.

[3] OICA 295. Dieser gleiche Ordo initiationis christianae adultorum („Feier der Eingliederung Erwachsener in die Kirche“), Kap. IV, betrachtet den Fall der getauften Erwachsenen, die einer Initiationskatechese bedürfen. CT 44 präzisiert die verschiedenen Umstände, in denen sich diese Initiationskatechese als notwendig erweist.

[4] AG 14d.

[5] Methodius von Olympia zum Beispiel hat dieses mütterliche Wirken der Kirche für die christliche Gemeinde im Blick, wenn er sagt: „gegenüber denen, die noch unvollkommen (im christlichen Leben) sind, sind diejenigen, die sie heranbilden und sie gleichsam in einer mütterlichen Handlung ans Licht bringen, die Reiferen“: Methodius von Olympia, Symposium, III, 8: SCh 95, 111. Vgl. im gleichen Sinn: Hl. Gregor der Große, Homiliarum in Evangelia, I, III, 2: PL 76, 1086.

[6] OICA 8.

[7] VGL. CT 53.

[8] DCG (1971) 130. Diese Nummer beginnt mit der Aussage: „Der Katechumenat der Erwachsenen, der zugleich Katechese, Teilnahme an der Liturgie und Leben mit der Gemeinschaft ist, ist das schönste Beispiel einer Einrichtung, die aus der Zusammenarbeit verschiedener pastoraler Ämter entsteht“.

[9] Vgl. I. Teil, Kap. 3: „Der Taufkatechumenat: Aufbau und Mehrstufigkeit“. Hier wird der Taufkatechumenat als Ort der Katechese und in Bezug auf die ständige Präsenz der Gemeinde in ihm.

[10] Vgl. DCG (1971) 130, wo das Ziel des Taufkatechumenats beschrieben wird. Vgl. auch OICA 4 über die Verbindung des Taufkatechumenats mit der christliche Gemeinde.

[11] SYN 1977, 8c.

[12] Vgl. OICA4,41.

[13] OICA 18.

[14] OICA 41.

[15] Vgl. OICA 41.

 

mehr: Katechumenat als Modell
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