20. DER TOD UND DANACH
FÜR DAS GESPRÄCH
was man so sagt
- Es ist noch niemand nach dem Tod zurückgekommen.
- Gibt es vielleicht eine Reinkarnation?
- Über den Tod will ich nicht sprechen.
- Sie hatte einen schönen Tod...
- Wovor ich mich fürchte, ist weniger der Tod, sondern das Alter, der Verfall meines Körpers und meines Verstandes.
- Ein Paradies in einem Jenseits: das ist eine Illusion.
- Leben und Tod bedeuten in unterschiedlichen Kulturen Verschiedenes.
- Gibt es eine Auferstehung für alle oder nur für bestimmte Menschen?
- Vorige Woche ist mein Goldhamster gestorben. Wird er auch auferstehen?
- Der Tod von jungen Menschen bleibt für mich unverständlich.
- Es gibt Menschen, die mit den Toten in Kontakt treten können.
Fragen
- Zu welcher Aussage wollen Sie etwas sagen? Was denken Sie dazu?
ENTDECKEN
Der Tod ist eine Realität, die uns alle betrifft. Demgegenüber ist man hilflos. Durch den Tod wird man für immer von allem getrennt, was einem vertraut ist.
Wenn man von einem „Jenseits“ spricht, geschieht dies immer nach menschlichen Vorstellungen. Aber für alle Religionen bleibt das Leben nach dem Tod eine Frage.
Der christliche Glaube setzt seine Hoffnung auf die Auferstehung Jesu Christi.
Wenn man nach einem Sinn des Todes fragt, wird man zurückgeführt auf die Frage nach dem Sinn des Lebens. Und dann kann man darüber nachdenken: Was habe ich aus meinen Fähigkeiten und mit meinen Möglichkeiten gemacht?
Die Erfahrung des Todes in unserer Gesellschaft
Die Einstellung zum Tod kann sich verändern. Einige Dinge fallen besonders auf:
Der Tod – eine unentrinnbare Wirklichkeit
In einigen Epochen der Vergangenheit hat man den gewaltsamen Tod gefürchtet. Es war ein Ideal, dass man in vollem Bewusstsein und umgeben von seinen Nächsten sterben konnte.
Obwohl die Fortschritte der Medizin helfen, Krankheiten und Alterserscheinungen zu vermindern, führt ein nahender Tod den Menschen dazu, dass er seine Möglichkeiten und Fähigkeiten verliert, den Alltag nicht mehr gestalten kann; er ist auf Beistand und Pflege angewiesen, zumeist nicht in seiner gewohnten Umgebung. Auf diese Art verschwindet das Sterben ein wenig aus dem Bewusstsein. Es ereignet sich immer mehr allein in einem Spital oder in einem Altenheim.
Weiterleben
Gläubig oder nicht: die Frage nach dem Leben nach dem Tod interessiert viele. Man sucht Anhaltspunkte, manchmal im Okkultismus, ein anderes Mal in der Vorstellung der Reinkarnation oder in verschiedenen Formen, die in New Age-Bewegungen angeboten werden.
Christen teilen eine gemeinsame Ahnung von einem weiteren Leben. Sie wenden sich an Gott, um von ihm Antwort zu erhalten.
Ein menschlicher Tod
In unserer heutigen Gesellschaft gilt ein wachsendes Interesse dem Einzelnen, seiner Freiheit, seiner Selbstverwirklichung, seiner Selbstbestimmung. Auf diese Weise will man auch dem Tod begegnen; d.h.: er soll so kommen, wie man es sich wünscht. Daraus ergeben sich unterschiedliche Einstellungen zum Tod: der Wunsch nach einer Verbesserung der Begleitung von Sterbenden in physischer, emotionaler und spiritueller Hinsicht oder aber die Forderung nach Euthanasie. Diese beiden gegensätzlichen Haltungen werden stärker.
Darüber hinaus unterscheidet sich die Einstellung zum Tod angesichts unterschiedlicher Situationen:
- Der friedliche Tod eines alten Menschen erscheint wie eine Möglichkeit, noch einmal ein erfülltes Leben zu überdenken.
- Ein plötzlicher Tod, der das Leben aller Nahestehenden zutiefst betroffen macht: warum?
- Manche wählen den Tod, um an ihrem Ideal bis zuletzt festzuhalten; vielleicht gelten sie dann sogar als Märtyrer. In christlichem Sinn wäre das ein Festhalten an der Liebe und an der Gewaltlosigkeit.
Der Tod von Vielen
Ein solches Ereignis prägt sich in die Geschichte von Völkern und Nationen ein; sei es aufgrund von Völkermord, aus Folge einer Naturkatastrophe oder etwa eines großen Verkehrsunglücks. Der Tod von vielen ist etwas anderes als die vielen Tode einzelner.
Denn hier geht es nicht mehr um dieses oder jenes Individuum, sondern um die menschliche Art insgesamt. In einer Zeit des Friedens ist der Tod für jeden einzigartig und er findet in einer Welt statt, die vertraut ist.
Aber der Tod im Krieg, bei einem Massaker, bei einem von Menschen verursachten Unglück oder bei einer Naturkatastrophe zeigt, wie nahe das Nichts sein kann. Das wird einem bewusst, wenn man von solchen Ereignissen hört oder (mit-)betroffen ist.
Die persönliche Frage nach dem Sinn meines Lebens ist hier nur wie ein Echo von Sinnlosigkeit. Es wird also nicht mehr nur der Einzelne bedroht, sondern das Leben selbst – und die Frage nach dem Sinn von allem.
Es ist ganz und gar nicht nebensächlich, wie man über den Tod denkt. Denn in der Folge geht es dabei auch um die Solidarität unter den Völkern und um das Bewusstsein, Verantwortung für diese Welt, für die Umwelt zu tragen.
Mit Jesus an das Leben Gottes glauben
Jesus übermittelt keine Klarheit über den Tod und das Leben danach. Er verwendet die Sprache und Vorstellungen seiner Zeit, um seine Überzeugung auszudrücken.
Am Kreuz sagt einer der Verbrecher, die mitgekreuzigt werden, zu ihm: Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst. Jesus antwortete ihm: Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein. (Lk 23,42-43)
Kurz vor seiner Verhaftung sagt Jesus zu seinen Aposteln: Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott, und glaubt an mich! Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten? Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin. Und wohin ich gehe – den Weg dorthin kennt ihr. (Joh 14,1-4) Jesus beschreibt das Jenseits wie einen Ort, wo man mit Gott zusammen lebt.
Dennoch betont er stets das Leben hier und jetzt. Es ist wichtig, die Wahrheit über das Menschsein zu erkennen, sich durch den Glauben leiten zu lassen und wenn nötig immer wieder umzukehren. Seine Worte sind dafür Orientierung. Der Apostel Petrus scheint das verstanden zu haben: Da fragte Jesus die Zwölf: Wollt auch ihr weggehen? Simon Petrus antwortete ihm: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. (Joh 6,67-68)
Wenn man in seiner Umgebung Kleinlichkeit, Hass, Egoismus, Gleichgültigkeit, Legalismus u.a.m. wahrnimmt: auch das ist irgendwie ein Schatten des Todes, den man schon mitten im Leben erfährt. Wer sich aber an die Worte Jesu hält, kann dies überwinden.
Das Leben wird durch den Tod in Frage gestellt. Darauf gibt Paulus eine Antwort: Wer mit Jesus lebt und in ihm ist, ist schon heute stärker als der Tod. Paulus erklärt dies in seinem Brief an die Römer: Denn ich bin gewiss: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn. (Röm 8,38-39)
Die Auferstehung der Toten
Eine persönliche Erfahrung
Wir sprechen manchmal von Körper und Seele wie von zwei unterschiedlichen, voneinander getrennten Wirklichkeiten. Im biblischen Denken gehören diese jedoch untrennbar zusammen. Körper und Seele machen die Person aus: mit ihrer Geschichte, ihren Beziehungen, so wie sie vor den Augen Gottes existiert; und das bedeutet, dass das menschliche Leben mit allem, was zu ihm gehört, vor Gott wie geheiligt ist. Denn der Mensch ist nach dem Bild Gottes geschaffen.
Das Leben nach dem Tod ist nicht einfach ein Verschmelzen mit dem Göttlichen oder ein Verschwinden der Persönlichkeit, sondern wird begründet aus der Existenz jedes Einzelnen, die sich dann in der Herrlichkeit Gottes verwirklicht. Mein Vater wird dadurch verherrlicht, dass ihr reiche Frucht bringt und meine Jünger werdet. Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe! (Joh 15, 8-9)
Aus diesem Grund ist die Idee der Reinkarnation ein Widerspruch zum christlichen Glauben an das, was nach dem Tod folgt. Gott achtet das Leben und wird es niemals wie einen Misserfolg betrachten, den man damit ausbessern müsste, dass man in einem zweiten (oder wiederholten) Leben Buße tut , um es zur Seligkeit zu schaffen.
Die christliche Hoffnung ist überzeugt, dass das Leben über den Tod siegreich sein wird. Aber es folgt dann keine einfache Fortsetzung des irdischen Lebens, das nun „endlos“ oder verewigt wird, sondern: Gott nimmt seinen Platz in den Herzen aller Menschen ein, und zwar auch der Verstorbenen. Das ist Auferstehung.
Eine Hoffnung für uns
Die christliche Hoffnung gründet auf der geschenkten Liebe Gottes. Es geht nicht um eine Belohnung für menschliche Verdienste.
Zur Hoffnung gehört auch die Vorstellung eines Gerichts, bei dem zwar keine Rechnungen beglichen werden, aber in dem sich die Wahrheit im Licht der Botschaft Jesu Christi offenbart. Die Christen betrachten ihre Auferstehung wie einen klaren und gerechten Blick auf sich selbst; das ist wie eine letzte Umkehr zu Gott hin, die einen verändert, verwandelt und öffnet für die endgültige Versöhnung und Verzeihung von Gott.
Das ist die Hoffnung auf Versöhnung am Ende der Zeiten. Die Auferstehung der gesamten Menschheit ist der Höhepunkt der Schöpfung Gottes. Die Auferstehung Christi, die durch Gott bewirkt wurde, hat die Geschichte noch nicht abgeschlossen; es ist noch nicht alles vollendet. Gott möchte dies vervollständigen durch die Auferstehung der ganzen Menschheit, ja der ganzen Schöpfung.
Die Auferstehung von den Toten kann man nicht verstehen, als ob das jeder individuell auf eigene Art erleben würde. Gemäß der Verheißung Gottes ist sie ein Ereignis einer universalen Geschwisterlichkeit. Die Auferstehung Jesu ist offen für alle, sie ist aber nicht aufgezwungen. In Anbetracht der menschlichen Freiheit bewahrt die Kirche die Hypothese, dass man das Leben Gottes endgültig zurückweisen könnte. (Ein solches Zurückweisen, eine solche bewusst gewählte Trennung von Gott, bezeichnet man als Hölle.)
Der Christ ist jemand, der für alle hofft. In dieser Perspektive sind Christen zu einer Solidarität mit allen Menschen berufen. Wenn die Kirche als Gemeinschaft der Heiligen bezeichnet wird, ist darin die Verbundenheit von Lebenden und Toten ausgedrückt. Christen können für die Toten beten. – Manchmal bitten Menschen um eine solche geistliche Unterstützung für die Verstorbenen.
ZUR VERTIEFUNG
Nachfragen
Welche Fragen haben Sie zu dem bisher Gesagten? Was kann Hoffnung geben?
Einen Text aus einem Evangelium vertiefen
Um seinen Tod verständlich zu machen, verwendet Jesus das Bild eines Samens, der Frucht bringt:
Auch einige Griechen waren anwesend – sie gehörten zu den Pilgern, die beim Fest Gott anbeten wollten. Sie traten an Philippus heran, der aus Betsaida in Galiläa stammte, und sagten zu ihm: Herr, wir möchten Jesus sehen. Philippus ging und sagte es Andreas; Andreas und Philippus gingen und sagten es Jesus. Jesus aber antwortete ihnen: Die Stunde ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht wird.
Amen, amen, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht. Wer an seinem Leben hängt, verliert es; wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben. Wenn einer mir dienen will, folge er mir nach; und wo ich bin, dort wird auch mein Diener sein. Wenn einer mir dient, wird der Vater ihn ehren. (Joh 12,20-26)
Wenn jemand im Sinn Jesu den wahren Gott verehren will, ist er/sie eingeladen, Jünger zu sein und auf Jesu Spuren zu gehen. Auf diesem Weg nimmt man auch Anteil an Jesu Tod und Auferstehung.
- Was meinen Sie zu diesem Vorschlag Jesu?
- Der Weg eines Jüngers in der Nachfolge Jesu führt zu Tod und Auferstehung. Glauben Sie, dass uns das auch heute betrifft?
- Wie können Sie das ewige Leben verstehen, von dem Jesus spricht?
GEBET
Meditieren Sie den folgenden Text:
Herr, gekreuzigt und auferstanden,
lehre uns die Mühen des täglichen Lebens anzunehmen,
damit wir in einer größeren Fülle leben können.
Bescheiden und geduldig
hast du das Scheitern des menschlichen Lebens angenommen
und die Leiden deines Todes.
Wir erfahren Schmerzen und Auseinandersetzungen
die uns jeder Tag neu bringt.
Hilf uns, sie zu durchleben,
als Gelegenheiten zu wachsen
und dir immer mehr ähnlich zu werden.
Mach uns fähig, sie anzunehmen
geduldig und mutig, voller Vertrauen in deine Hilfe.
Lass uns verstehen,
dass wir nicht zur Fülle des Lebens gelangen
ohne für uns selbst zu sterben,
das heißt: für unsere egoistischen Wünsche.
Denn nur, indem wir mit dir sterben,
werden wir mit dir auferstehen.
nach Mutter Teresa, Mourir et ressusciter avec Toi