(Die folgenden Auszüge sind entnommen aus: Alois Schwarz, Sakramente - Liebeserklärungen Gottes in den Feiern der Kirche, Graz 2005 – mit freundlicher Genehmigung des Autors)
Sieben Sakramente
Die Kirche spricht von sieben Sakramenten: die Taufe, die Firmung, die Eucharistie, die Buße, die Krankensalbung, die Weihe und die Ehe. Diese sieben Sakramente betreffen verschiedene Zeitpunkte im Leben des Christen. Die drei Sakramente „Taufe“, „Firmung“ und „Eucharistie“ geben dem christlichen Leben Grund und Wachstum. Die Sakramente „Buße“ und „Krankensalbung“ bringen die Heilung des Menschen zum Ausdruck und zur Wirkung. Die Sakramente der „Weihe“ und der „Ehe“ stellen die Christen in den Dienst der Gemeinschaft. Die Sakramente bilden so ein organisches Ganzes, in dem jedes Sakrament seinen lebenswichtigen Platz hat.
Bedeutsam ist, dass die Eucharistie und die Taufe einen besonderen Charakter im christlichen Leben haben. Die Taufe ist die Grundlage des ganzen christlichen Lebens, gleichsam das Eingangstor zu allen anderen Sakramenten. Die Eucharistie ist „Quelle und Höhepunkt des christlichen Lebens“, wie das Zweite Vatikanische Konzil mehrfach hervorhebt (vgl. Kirchenkonstitution, Nr. 11). Alle Sakramente sind also auf die Eucharistie hin geordnet. Sie ist gleichsam das Heilsgut der Kirche in seiner ganzen Fülle – Christus selbst „unser Osterlamm“. In der Eucharistie gipfelt das Handeln, durch das Gott die Welt in Christus heiligt.
Worte verändern Lebenssituationen
Wenn wir Menschen einander ein Wort sagen, dann können wir damit eine Information vermitteln; wir können aber auch Gefühle ansprechen oder überhaupt die Situation durch ein Wort verändern. Worte schaffen eine neue Wirklichkeit. Wir brauchen nur daran zu denken, wie die Situation zum Beispiel verändert wird, wenn jemand plötzlich zu einem anderen sagt: „Ich freue mich über dich“ oder wenn er „Danke“ sagt. Wenn jemand sagt: „Ich vertraue dir“, dann können solche Worte Kraft zum Leben schenken, Freude wecken, Gemeinschaft stiften oder sie lassen eine verlorene Beziehung wieder aufleben. Wenn jemand sagt: „Ich vergebe dir“ oder „Vergib mir bitte“, so wissen wir, dass diese Worte nicht nur beschreibende, sachliche Information sein wollen, sondern Frieden stiften und Völker verbinden können.
Wir machen auch die Erfahrung, dass wir mit Worten einen Bund des Lebens schließen können, Ordnung in unserer Liebe schaffen, Verlässlichkeit schenken und sichern. Worte können aber auch in die Verzweiflung treiben, Gemeinschaft zerstören, Kriege auslösen. Worte verändern also Lebenssituationen, und gute Worte schenken eine neue Quelle des Lebens.
Jede und jeder hat schon die Erfahrung gemacht, dass mit einem kurzen Wort einem anderen Menschen Hoffnung gegeben werden kann, welche ihn ganz neu leben lässt. Das menschliche Wort kann also eine Tätigkeit auslösen und einen wirksamen Charakter entwickeln, der das Leben verändern kann.
In diesem Zusammenhang sind auch Worte zu verstehen, die bei der Feier der Sakramente gesprochen werden. Es wird eine Lebenssituation verändert, wenn der Priester zu einem Kind oder zu einem Erwachsenen sagt: „Ich taufe dich“ oder wenn er nach dem Schuldbekenntnis und der Reue eines Beichtenden die befreienden und erlösenden Worte sagen darf: „Ich spreche dich los von deinen Sünden. Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.“
Sakramente feiern
Die liturgischen Feiern, aber auch insbesondere die Sakramente sind nicht private Feiern, sondern immer Feiern der Kirche. Diese Feiern gehen die ganze Kirche an und machen sie sichtbar. Sie stärken die Kirche und wirken ins alltägliche Leben... Wichtig ist, dass wie das Feiern der Sakramente sowie das Feiern eines Festes immer als Daseinsbejahung verstehen, und zwar konkret als Bejahung unseres Lebens durch unseren Gott, der uns in dieses Leben gerufen hat.
Das Wort, das bei der Feier eines Sakramentes gesprochen wird, ist nicht nur eine sachliche Information. Es ist auch nicht bloß eine Beschreibung, sondern es ist ein Wort, das eine neue Wirklichkeit stiftet. Es macht gleichsam die göttliche Wirklichkeit gegenwärtig. Durch die Herabrufung des Heiligen Geistes, die bei jedem Sakrament einen besonderen Ausdruck findet, wird das, was im Sakrament angesprochen wird, auch bei der Feier erfahrbar. Im Katechismus der Katholischen Kirche heißt es deshalb: „Wie das Feuer alles, was es erfasst, in sich verwandelt, so verwandelt der Heilige Geist das, was seiner Macht unterstellt wird, in göttliches Leben“ (Nr. 1127).
Bei jedem Sakrament handelt Jesus Christus im Sakrament selbst, um die Gnade Gottes mitzuteilen, die das Sakrament bezeichnet.
Lebendigkeit durch Jesus Christus
Die Feier der Sakramente macht deutlich, dass nicht nur von Gott geredet wird, sondern dass auch den Menschen gesagt wird, dass Gott in Jesus Christus im Augenblick der Feier des Sakramentes an den Menschen handelt. „Es“ handelt sich also nicht bloß um ein oberflächliches Symbol für eine gefühlsmäßige Verbundenheit. Die Sakramente sagen und zeigen: Jesus Christus ist als der Auferstandene da, und er ist mit seinem Geist lebendig. Er tritt in die Mitte der versammelten Gläubigen und spricht den Einzelnen in der Feier der Liturgie zu, dass er ihnen nahe ist und bleibt.
Gott ist dem Menschen nahe
Sakramente sind zunächst von außen her gesehen menschliche Rituale, menschliche Symbole, die Gott gleichsam aufnimmt, um darin dem Menschen nahe zu sein, um ihm also zu zeigen, dass er ihm in diesem Augenblick und an diesem Ort mit diesem Zeichen begegnen möchte.
Der Mensch braucht, um Mensch sein und bleiben zu können, für sein Verhalten nicht nur die Ebene des Geistig-Geistlichen, sondern immer auch die leibhaften und leiblichen Vorgänge, in denen sein Leben beseelt und durchgeistigt wird. Das innere Leben des Menschen ist also angewiesen auf äußere Zeichen.
Zum menschlichen Leben … gehört, dass der Mensch nicht bloß innerlich oder geistig sich Gott verbunden weiß, sondern der ganze Mensch beteiligt ist, wenn er sich Gott zuwendet. Dazu gehört dann eine Fülle von Zeichen, Symbolen, Haltungen und Bräuchen. Eine nur innerliche Frömmigkeit gibt es nicht. Es muss der ganze Mensch beteiligt sein, wenn wir uns Gott zuwenden.
Kirche aufbauen und gestalten
Christ wird man nur durch Christus, und Christ bleibt man nur mit und durch die anderen Christen. So wird Kirche aufgebaut und mitgestaltet. Die Kirche ist der „Leib Christi“, der durch die Eucharistie geschenkt wird. Gerade die Verwandtschaft vom Leib Christi als Eucharistie und Leib Christi als Kirche macht deutlich, dass die Gemeinschaft der Kirche in der Feier der Sakramente gründet, im Gebet verwurzelt ist und in der heiligen Kommunion die Kraft zur lebendigen Kommunikation erhält. In den Sakramenten der Kirche begegnet der dreifaltige Gott in Jesus Christus und im Heiligen Geist uns Menschen in der Gemeinschaft der Kirche in menschlichen Symbolen und macht diese Symbole so zu Sakramenten unseres Heils.